Litauische Weberin, Volkskunst und Traditionen
Weberin in Litauen (c) llkc.lt

Schon aus dem 17. Jahrhundert sind vereinzelt Beschreibungen und Abbildungen litauischer Trachten bekannt. Erst im 19. Jahrhundert jedoch findet man ausführlichere Quellen, die sich auf die Kleidung der Menschen in den ländlichen Gegenden in ganz Litauen beziehen. Museen haben Trachtensammlungen vom 18. bis 20. Jahrhundert. Fast bis zum Ende des 19. Jahrhunderts trugen die litauischen Bauern Kleidung aus handgewebtem Stoff, der aus selbst angebautem und versponnenem Flachs hergestellt wurde. Daraus wurden Hemden, gemusterte Schürzen, Wimpel (ein Schleiertuch für Frauen, das Kopf und Hals bedeckte) und Tücher gefertigt.

Für handgewebtes Leinen gab es strenge Qualitätsanforderungen. Die Weberin wurde danach beurteilt, wie dünn, weiß und kompliziert gemustert der Stoff war, und jede Frau strebte danach, als Meisterweberin bekannt zu werden. Einige Wimpel aus Aukštaitija und Schultertücher aus Suvalkija waren so dünn, dass sie fast durchsichtig wirkten. In Aukštaitija musste ein Schleiertuch von 60 bis 70 cm Breite gerafft durch einen Ehering passen. Die litauische Frau: Beim ersten Treffen mit Frauen aus Litauen ist vornehmlich mit einem ruhigen und zurückhaltenden Benehmen zu rechnen.

Handgesponnene Schafwolle wurde dagegen eher grob und einfach verwebt. Hier waren die häufigsten Muster Karo und gestreift, auch ungefärbte Wolle in den natürlichen Farben Grau, Braun, Weiß und Schwarz wurde verwendet. Handgesponnenes Garn färbte man anfangs mit Pflanzen, seit dem 19. Jahrhundert auch mit Anilin (Indigo-Farbton).

Litauische Gurte und Schleifen
Gurte und Schleifen der Nationalkostüme (c) llkc.lt

Dicke Stoffe für Mäntel etc. wurden nach dem Weben gefilzt. Man verwendete auch Mischmaterialien aus Wolle und Flachs und Baumwolle und Wolle als Kleidungsstoffe, was hochdekorative Muster in verschiedenen Webtechniken ergab, so zum Beispiel beim Brettchenweben für Borten und Bänder, Kivrimmuster, Ripsbindungen und andere. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam maschinell gefertigtes Baumwollgarn auf, das handgesponnenes Garn ersetzte.

Sowohl Männer- als auch Frauenkleidung wurde mit verschiedenen handgefertigten Dekorationen verziert. Am Beliebtesten waren Klöppelspitzen, die an Kleidungsstücke wie Schürzen, Wimpel, Schultertücher und manchmal auch Hemden genäht wurden, die man bei besonderen Gelegenheiten trug. So sind viele Hauben erhalten, die fast nahtlos mit weißer Netzspitze umrandet sind.

Die Hauptdekorationstechnik litauischer Frauen waren immer die komplizierten Webmuster, doch auch Muster für Sticktechniken wurden manchmal von Kunsthandwerkern übernommen. Ende des 19. Jahrhunderts stickte man auch Muster von bedruckten Stoffen nach, die hin und wieder den Weg in die litauischen Dörfer fanden. Stricken war weniger verbreitet und wurde nur für Socken, Handschuhe und Pulswärmer angewandt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts kam das Häkeln auf und ersetzte teilweise das Spitzenklöppeln. Es sind jedoch nur wenige Trachten mit Häkelspitze erhalten.

Litauische Kostüme und Trachten Schmuck
Schmuck in West-Aukštaitija (c) llkc.lt

Dorfbewohner kauften nur selten fertige Kleidung, einige wenige Kleidungsstücke waren jedoch sehr begehrt – dazu gehörten Lederschuhe für beide Geschlechter. Frauen kauften auch teure, dekorative Stoffe wie Brokat, Samt und Seide für Mieder, außerdem Schmuck und Accessoires wie goldene und silberne Borten, Seidenbänder, Halsketten und Seidenschals. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten es sich wohlhabende Bauern leisten, Wollstoffe für Mäntel (surdutas) und Festkleidung zu kaufen. Dünner weißer Baumwollstoff für Hemden und Kopfbedeckungen ersetzte nach und nach das handgewebte Leinen. Weiter…

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