Heute muss man beim Begriff „Volkstanz“ zwischen den ursprünglichen und den für die Bühne geschaffenen Formen unterscheiden. Bühnentänze, die für die Aufführung vor Publikum gedacht sind, unterliegen ganz anderen Kriterien als die tatsächlich im Volk entstandenen Tänze. Die Choreografie folgt ästhetischen Gesichtspunkten, die Tänzer sind oftmals im klassischen Ballett ausgebildet, Tempo und Rhythmus schneller, die Schritte und Melodien komplizierter. Oft stimmt nur noch der Name eines Tanzes mit der ursprünglichen Form überein. Dies verwässert die Volkstanzkultur und führt immer wieder zu ernsthaften Diskussionen: Sollte man versuchen, die Tänze in ihrer Ursprungsform zu erhalten, oder ist es legitim, dass Choreografen sie weiterentwickeln?

Die Beantwortung dieser Frage bleibt allein den Ausführenden überlassen und hängt vor allem vom Publikumsgeschmack ab. Die beiden Lager sind gleich stark vertreten. Es gibt etwa fünfhundert Folklore-Ensembles, die die Tänze so aufführen, wie sie von ihren Eltern und Großeltern überliefert wurden, und ebenso viele Bühnentanzgruppen. Beide organisieren Veranstaltungen und Auftritte und nehmen an nationalen und internationalen Festivals teil, wenn sie die Reisekosten aufbringen können. Auch beim World Lithuanian Song Festival (einem alle vier Jahre stattfindenden litauischen Volksmusikfestival) sind unter den 35.000 Teilnehmern immer beide Richtungen vertreten.

Litauische-Tanz-Geschichte
Den ersten schriftlichen Hinweis auf baltische Musik findet man gegen Ende des 9. Jahrhunderts.
Der angelsächsische Reisende und Händler Wulfstan berichtete, dass die Balten bei Beerdigungen Musik spielten.

Die verschiedenen Tanzformen
Litauische Volkstänze lassen sich in vier Gruppen einteilen:
polyfonische Gesangstänze, Ring- oder Kreistänze, Tanzspiele und freie Tänze.

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