Stillgelegtes Atomkraftwerk „Ignalina“ wird zum Tourismusmagneten

Das stillgelegte Atomkraftwerk Ignalina, das während der Sowjetzeit Litauens Hauptenergiequelle war, entwickelt sich zum Tourismusmagneten. Zu verdanken ist das der TV-Serie „Chernobyl“, die im litauischen Reaktor, der baugleich mit dem Unglücksreaktor in der Ukraine ist, gedreht wurde.

Das Kraftwerk Ignalina, baugleich mit dem Unglücksreaktor Chernobyl, verzeichnet immer mehr Besuche.

Audrius Kamienas, Generaldirektor des stillgelegten Kernkraftwerks, berichtet davon, dass seit der Ausstrahlung der TV-Serie Chernobyl weitaus mehr Besichtigungsanfragen eingehen würden als zuvor. Neben dem litauischen Kraftwerk entwickelt sich auch die Sperrzone rund um den Reaktor Chernobyl in der Ukraine zur Tourismusregion. Dass das Kraftwerk lange kein Reisegeheimtipp mehr ist, belegen die beeindruckenden Besuchszahlen: 2019 wurden 4.884 Gäste durch das Kraftwerk geführt – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Die Anzahl der angebotenen Touren wurde massiv erhöht und dennoch sind sie über Monate hinweg ausgebucht.

Die Atmosphäre im stillgelegten Reaktor, der 2009 vom Netz ging, ist indes nach wie vor außergewöhnlich: Aufgrund strenger Sicherheitsvorschriften patrouillieren Sicherheitsleute, Handys, Kameras und andere technische Geräte sind im Kraftwerk ebenso verboten wie Nahrungsmittel und Getränke. Gäste müssen einen Schutzhelm und einen Sicherheitsanzug tragen, wenn sie Ignalina besichtigen wollen.

Wer an einer der rund dreistündigen Touren, die durch den Reaktorraum, die Maschinenhalle und den Kontrollraum führen, teilnehmen möchte, sollte sich möglichst frühzeitig anmelden. Angeboten werden die Touren an vier Tagen in der Woche. Die letzte Tour findet spätestens 2038 statt. Dann nämlich soll der Reaktor zurückgebaut werden. Bis dahin rechnen die Verantwortlichen jedoch mit einem deutlichen Tourismuswachstum. Vorbild ist der Geschwisterreaktor in Chernobyl: Seit die Sperrzone 2011 für den Tourismus geöffnet wurde, verdoppeln sich die Besuchszahlen Jahr für Jahr.