Litauen unter sowjetischer Besatzung

Zu Beginn des 2. Weltkrieges brach die eigenständige Entwicklung von Litauen ab. In dem am 23. August 1939 unterzeichneten Molotov-Ribentrop-Pakt mit seinen Zusatzprotokollen, in denen die Sowjetunion und Deutschland Europa aufteilten, wurde Litauen zunächst der deutschen Einflusszone zugeschrieben. In einem weiteren Vertrag einen Monat später nach der Zerschlagung von Polen fiel Litauen an die Sowjetunion. Diese gab Litauen zwar Vilnius zurück, okkupierte das Land aber am 15. Juni 1940 mit dem Einmarsch von 150.000 Soldaten der Roten Armee.

1940-1941 wurde das Land sowjetisiert. Mit der Verstaatlichung von Grund und Boden, Fabriken und Banken wurden die wirtschaftlichen Grundlagen zerstört. Durch sowjetische Repression und Deportationen verlor Litauen rund 35.000 Menschen. Im Sommer 1941 besetzte Nazideutschland Litauen. Der Holocaust an die litauischen Juden begann, dem 200.000 litauische Juden zum Opfer fielen. Litauer wurden nach Deutschland deportiert. Im Sommer 1944 marschierten wieder die Sowjettruppen in Litauen ein.

Der Zeitraum zwischen 1944 und 1953 waren die Jahre des harten stalinistischen totalitären Regimes und des bewaffneten Widerstandes gegen die Sowjetmacht. Die Sowjetmacht zwang die Bauern in die Kolchosen, im Zuge der Massenrepressionen wurde rund eine Viertel Million litauischer Bewohner, unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Stellung oder ihrer sozialen Herkunft nach Sibirien, in Lager und Gefängnisse deportiert. In Widerstandskämpfen gegen die Sowjetmacht starben rund 20.000 Freiheitskämpfer.

Nach dem Tod von Stalin wurde das Regime gemäßigter, aber die Russifizierung wurde weiter fortgesetzt, die nationale Kultur unterdrückt und die katholische Kirche verfolgt. Eine der bekanntesten Protestaktionen gegen das Sowjetregime war die Selbstverbrennung von Romas Kalanta in Kaunas 1972. Diese Tat markiert den Beginn des antisowjetischen passiven Widerstandes. In den 70er Jahren gab es eine Untergrundpresse, die litauische Helsinki-Gruppe setzte sich für die Menschenrechte ein, die litauische Freiheitsliga erklärte die Unabhängigkeit zu ihrem Ziel. Die Veränderungen in der Sowjetunion stärkten auch die politischen Aktivitäten in Litauen.

1988 entstand die Bewegung „Sąjūdis“. Sie formulierte ein Programm für die Wiederherstellung der Unabhängigkeit. Bei Massenkundgebungen wurde 1989 der Ruf nach Freiheit laut. Am 23. August 1989 brachten die drei baltischen Republiken im Gedenken an den Molotov-Ribentrop-Pakt diesen Wunsch solidarisch mit einer Menschenkette zum Ausdruck. Rund 2 Millionen Menschen hielten sich gleichzeitig an den Händen gefasst und bildeten den „Baltischen Weg“ von Vilnius bis Tallinn.
Am 11. März 1990 erklärte Litauen als erstes der drei Baltischen Staaten und der Sowjetrepubliken überhaupt seine Unabhängigkeit. Am 13. Januar 1991 versuchte die Sowjetunion mit Waffengewalt Litauen von seinen Zielen abzubringen. 14 Personen kamen im Widerstand gegen Sowjettruppen ums Leben, aber die Staatlichkeit Litauens wurde bewahrt.

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