Mahiljou

Fast 400.000 Einwohner leben in der Stadt Mahiljou in Weissrussland. Mahiljou befindet sich im Osten des weißrussischen Staatsgebiets. Nicht weit entfernt liegt die Grenze zu Russland. Einer der längsten und bedeutendsten Flüsse des weiten russischen Gebiets durchfließt Mahiljou: der Dnepr.

Schon im Jahre 1267 wurde Mahiljou zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Zweck der Errichtung einer Siedlung und Befestigung war die Verteidigung gegen die mongolischen Invasoren, welche in dieser Zeit über Russland fegten. Mahiljou kam wie viele heute weißrussische Städte – so auch die Hauptstadt Minsk – im 14. Jahrhundert zum litauischen Großfürstentum. Doch in dieser Zeit gelangte auch der Handel in Weißrussland zu einer Blüte. Nicht nur Minsk war ein bedeutendes Handelszentrum, auch Mahiljou spielte im Asienhandel sowie in den Beziehungen zum europäischen Kontinent eine wichtige Rolle.

Im 14. Jahrhundert gehörte Mahiljou zu Litauen und war ein bedeutendes Handelszentrum in der Region. Am 12. August 1569 beschlossen Polen und Litauen im Vertrag von Lublin die Vereinigung der beiden Länder. Mahiljou wurde Teil des neu gegründeten Staates.
1577 erhielt Mahiljou endlich auch das Stadtrecht. Doch immer wieder wurde Weißrussland von Kämpfen und Kriegen überrannt. 1580 wurde Mahiljou stark zerstört, als der Livländische Krieg die Stadt überrannte. Viele der einst so schönen Handelhäuser von Mahiljou wurden niedergebrannt. Auch der Große Nordische Krieg sollte nur etwa 100 Jahre später erneut die Stadt zerstören. Diesmal war der Sturm der Truppen noch weitaus verheerender. Fast wurde Mahiljou vollständig zerstört.
1772 fiel Mahiljou wie die meisten weißrussischen Städte an Russland. 1783 wurde in Mahiljou eine Erzdiozöse der römisch-katholischen Kirche errichtet. Das spiegelt den großen Einfluss wider, den hier nicht die russisch-orthodoxe, sondern die westliche katholische Kirche hatte.

Eine bedeutende Wende geschah während des Zweiten Weltkriegs: Am 26. Juli 1941 eroberte die deutsche Wehrmacht die Mahiljou. Fortan wurde die Stadt von den Besatzern Mogilew genannt. Durch den fanatischen Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Erich von dem Bach-Zelewski geschah eine der größten Katastrophen des Krieges.
Jüdische Frauen, Männer und Kinder wurden massenhaft in der Stadt erschossen. Gerade in der Umgebung von Mahiljou und vielen weiteren ukrainischen und weißrussischen Städten lebten viele Juden, die zum Teil den Großteil der Bevölkerung ausmachten. Der Mord von Mahiljou war ein Massaker sondergleichen.
Insgesamt wurden über 6.000 Juden ermordet. Selbst in der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs stellt dieses Massaker eine besondere Grausamkeit dar. In der Umgebung von Mahiljou wurden außerdem Vernichtungslager errichtet. Es wurde sogar geplant in Mahiljou selbst ein großes Vernichtungslager zu bauen. Dieser Plan wurde später fallen gelassen, stattdessen entstand Auschwitz. Doch trotzdem war die Vernichtung von Mahiljou fast beispiellos. Die jüdische Bevölkerung wurde fast vollständig vernichtet.
Im Jahre 1944 eroberte die Rote Armee Mahiljou zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann für Mahiljou ein Wiederaufstieg. Die Stadt wurde saniert, viele Gebäude im neuen, sowjetischen Stil wiederaufgebaut. Danach entwickelte sich Mahilou wie viele andere weißrussische Städte zu einem wichtigen Eisenbahn- und Verkehrsknotenpunkt. Zusätzlich erlebte die Industrie einen Aufstieg.

Die Landwirtschaftliche Hochschule von Mahiljou wurde ebenfalls sehr berühmt. Nicht erst seit dort Weißrusslands Präsident Lukaschenko studierte, galt diese als exzellente Bildungsanstalt. Mahiljou insgesamt erlangte einen Ruf als bedeutende Schulstadt.

Das Stadtbild von Mahiljou wird heute hauptsächlich von den Bauwerken im sowjetischen Stil geprägt. Wer sich für die russische, moderne Architektur interessiert wird in der Stadt viele interessante Orte finden. Doch auch die Mahnmale des Massakers im Zweiten Weltkrieg gehören zu den Orten, die ein Reisender der Stadt sehen muss. Sie mahnen auch heute noch deutlich, dass solch ein Krieg nie mehr passieren darf und plädieren für den Frieden in der Welt.

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