Bräuche & Traditionen

Familienfeste werden zu allen wichtigen Ereignissen im Leben wie Taufe, Hochzeit und Beerdigung gefeiert. Jedes gemütliche Beisammensein (siehe auch: Traditionen Litauen – Familienfeste) wird von Liedern über Bier, Met, Hopfen und Gerste begleitet. Während des Singens preisen die Gäste die Gastgeber und danken ihnen für deren Gastfreundschaft.

Die traditionelle Litauische Hochzeit
In Litauen liefen Hochzeiten immer nach bestimmten, national geprägten Bräuchen, Riten und Zeremonien ab, die jahrhundertelang von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Erst sich wandelnde ethnische und moralische Ansichten, Lebenspläne und materielle Schwierigkeiten haben über die Jahre etwas daran geändert.

Beerdigungsriten
Bis auf einen begrenzten Zeitraum in der Frühzeit wurden und werden in Litauen die Toten in der Erde bestattet. Nur aus dem 13. bis 11. Jahrhundert vor der Zeitenwende und dem 5. bis 14. Jahrhundert danach sind Feuerbestattungen bekannt; dabei wurden die Urnen mit der Asche der Toten ebenfalls in der Erde vergraben.

Die Totenklage
Die Tradition, bei einer Beerdigung religiöse Lieder zu singen, wurde von der Kirche eingeführt und sollte die Totenklage ersetzen, die erstmals als baltischer Brauch im 13. Jahrhundert in den Livonischen Chroniken erwähnt wird und wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Glauben an ein Jenseits entstand.

Leichenschmaus und Seelenmahl
Alte schriftliche Quellen bezeichnen litauische Beerdigungen als Seelenfeier der Toten. Die Teilnehmer verabschieden sich mit einem rituellen Trunk und wünschen dem Toten eine gute Reise in die Ewigkeit.

Folklore

Fragt man einen Litauer nach der traditionellen Kultur seines Landes, wird er sicherlich zuerst von litauischen Liedern und der Sangeslust seiner Landsleute erzählen. Noch vor einigen Jahrzehnten kannten die meisten Frauen in Dzûkija (Südlitauen) an die hundert Lieder, und die versiertesten Sänger und Sängerinnen brachten es gar auf an die vierhundert. Ein Sprichwort sagt, dass die Menschen öfter sangen als sprachen. Die Lieder wurden von einer Generation an die nächste und zwischen verschiedenen Dörfern weitergegeben, dabei auch verändert und ergänzt. Deshalb gibt es von vielen Liedern zahlreiche Melodie- und Textvarianten. Das größte Archiv litauischer Folklore (LLTI) umfasst allein bereits über 400.000 verschiedene Lieder.

Kankles, das älteste und ursprünglichste litauische Musikinstrument (c) llkc.lt

Kankles, das älteste und ursprünglichste litauische Musikinstrument (c) llkc.lt

Die Litauer selbst, die nicht gerade für ihr expressives Naturell bekannt sind, würden sagen, dass ihre Volkslieder ein breites Stimmungsspektrum wiedergeben, wobei höchstes Glück oder tiefste Trauer ausgeklammert sind. Besuchern des Landes fällt jedoch die lyrische Qualität und Innigkeit der Lieder auf. J. W. von Goethe sagte von ihnen, sie seien in Schmerz gehüllt. Die Lieder handeln von den Beziehungen zwischen Familien- und Gemeinschaftsmitgliedern und vom Leben mit der Natur. weiter…

Litauen Traditionen – Ostern

Ostern ist das erste Fest im Frühling, das Wiedererwachen der Natur. Das gefärbte Ei ist das wichtigste Ostersymbol und symbolisiert Leben, Wohlstand und eine reiche Ernte. Die Tradition des Eierfärbens ist älter als das Christentum. Die Ostereier werden am Ostersamstag von der ganzen Familie dekoriert.
Der Ostertisch ist mit einem weißen Leinentischtuch gedeckt. Als erstes wird ein Körbchen oder eine Tonschale mit Ostereiern daraufgestellt, dekoriert mit Rauten- und Preiselbeerenzweigen oder Weizensprossen.
Die traditionelle Tischdekoration besteht aus einem Eierhalter, einem Ast mit neun oder zwölf Zweigen. Der Eierhalter wird mit Grünzeug, farbigem Papier, Birkensprossen und Weidenkätzchen dekoriert, an die Zweige werden aus Teig gebackene Vögel gehängt.

Das traditionelle Osteressen in Litauen besteht aus Schwein, Kalb, Geflügel und Milchprodukten: Spanferkel, Schweinskopf, Kalbsschinken, Wurst und Käse. Eine Fülle von feinen Ostergebäcken rundet die Tafel ab. Traditionelle Getränke zu Ostern sind Bier, Kwas, Ahorn- und Birkensaft.
Das Ostermahl beginnt mit dem Ostereiertitschen. Einer hält das Ei hin, der andere titscht es. Das stärkste Ei wird nicht gegessen.
Am Nachmittag werden Verwandte und Freunde besucht – besonders die Kinder besuchen ihre Paten und Nachbarn. Dort werden ihnen Ostereier geschenkt. Das Eiertitschen und das Eierrollen sind immer noch im ganzen Land bekannt und beliebt. Eier (Kiaušiniai) sind in Litauen besonders wegen ihrer vielseitigen Verwendung in der Küche – sowohl in puncto Kochtechniken als auch Kombinierbarkeit mit anderen Zutaten – sehr beliebt.

Weitere Traditionen in Litauen zu besonderen Anlässen:

  1. Heiligabend ist in Litauen etwas sehr Spezielles. Die ganze Familie versammelt sich zum rituellen Mahl, genannt »kūčia«. Kūčia bezeichnet auch das wichtigste Gericht an diesem Abend, hergestellt aus verschiedenen Getreidesorten…
  2. Fasching ist das ausgelassene und laute Fest des Abschieds vom Winter und der Begrüßung des Frühlings. Die Festivitäten beginnen am Sonntag und dauern drei Tage…
  3. Familienfeste bieten Anlass zu gemeinsamem Essen und Trinken. Normales, alltägliches Essen kommt zu Taufe und Bestattung auf den Tisch. Für Hochzeiten dagegen wird schon früh mit den Vorbereitungen begonnen…

Traditionen Litauen – Fasching

Fasching (Užgavenės) ist das ausgelassene und laute Fest des Abschieds vom Winter und der Begrüßung des Frühlings. Die Festivitäten beginnen am Sonntag und dauern drei Tage. Zugleich geht die Zeit des Fleischessens zu Ende, die an Weihnachten begonnen hat. Am Faschingsdienstag wird traditionellerweise herzhaft und fett gegessen, mindestens zwölf Mal, auf dass man dick und gesund sein möge. Die Speisekarte dieses Tags in Litauen umfasst Pfannkuchen, fettes Schweinefleisch und veschiedene Breie.
Der Tisch ist reich gedeckt und wartet nicht nur auf Familienmitglieder sondern auch auf maskierte Besucher, die von Haus zu Haus ziehen. Nach dem Essen wünschen die Narren den Gastgebern gute Gesundheit, viel Glück und eine gute Ernte.

Andere festliche Traditionen in Litauen

  1. Heiligabend ist in Litauen etwas sehr Spezielles. Die ganze Familie versammelt sich zum rituellen Mahl, genannt »kūčia«. Kūčia bezeichnet auch das wichtigste Gericht an diesem Abend, hergestellt aus verschiedenen Getreidesorten…
  2. Ostern ist das erste Fest im Frühling, das Wiedererwachen der Natur. Das gefärbte Ei ist das wichtigste Ostersymbol und symbolisiert Leben, Wohlstand und eine reiche Ernte…
  3. Familienfeste bieten Anlass zu gemeinsamem Essen und Trinken. Normales, alltägliches Essen kommt zu Taufe und Bestattung auf den Tisch. Für Hochzeiten dagegen wird schon früh mit den Vorbereitungen begonnen…

Traditionen in Litauen – Heiligabend & Weihnachten

Heiligabend ist in Litauen etwas sehr Spezielles: Die ganze Familie versammelt sich zum rituellen Mahl, genannt »kūčia«. Das Wort ist aus dem griechischen »kukkia« entlehnt.
Kūčia bezeichnet auch das wichtigste Gericht an diesem Abend, hergestellt aus verschiedenen Getreidesorten. Das abendliche Mahl beginnt, sobald der Abendstern sich am Himmel zeigt. Der mit Heu bedeckte Tisch wird mit einem weißen Leinentischtuch gedeckt. Das Heu symbolisiert Jesu Geburt im Stall und auch das Heu, auf dem die Ahnen nach ihrem Weggang liegen. Mitten auf dem Tisch liegen Seite an Seite Hostien und Brot. Rundherum angeordnet sind sieben, neun oder zwölf weitere fleischlose Speisen. Meist werden zwölf verschiedene Speisen zubereitet, damit im kommenden Jahr Wohlstand und Überfluss herrschen mögen.
Die traditionelle »Kūčia« besteht aus Brei und Heiligabend-Keksen, die beide mit Mohnmilch gegessen werden. Ein Muss ist der Haferbrei mit gesüßtem Wasser.
Die anderen Gerichte sind meist Rote-Bete-Suppe mit getrockneten Pilzen, Fisch (Hecht und Hering), Pilze sowie Äpfel und Nüsse.
Traditionelle Getränke an Heiligabend sind Moosbeerenkisielius, ein sirupartiges Getränk, und Kompott aus Trockenobst. Wenn alle Speisen auf dem Tisch sind, werden Kerzen auf den Tisch gestellt und angezündet, die Familie darf Platz nehmen. Ein Ehrenplatz wird den im letzten Jahr verstorbenen Familienmitgliedern eingeräumt. Eine andere Tradition ist das Einladen einer bedürftigen oder obdachlosen Person oder das Bringen von Essen zu solchen Menschen. Dies garantiert der Familie Glück im kommenden Jahr.
Zu Beginn des Heilig-Abend-Mahls wird die Hostie um den Tisch gereicht, verbunden mit guten Wünschen. Danach soll jeder von allen Gerichten versuchen.
Der Weihnachtsmorgen beginnt mit dem Abräumen des Heiligabend-Tisches. An Weihnachten kommen meist Fleischspeisen auf den Tisch, zum Beispiel gekochter Schweinskopf, Spanferkel oder Schinken. Auch süße Brote und Süßigkeiten dürfen nicht fehlen.
Weihnachten ist das alte Fest der Rückkehr der Sonne und wurde in vorchristlicher Zeit in ganz Europa gefeiert.

Weitere Traditionen in Litauen zu besonderen Anlässen:

  1. Fasching ist das ausgelassene und laute Fest des Abschieds vom Winter und der Begrüßung des Frühlings. Die Festivitäten beginnen am Sonntag und dauern drei Tage…
  2. Ostern ist das erste Fest im Frühling, das Wiedererwachen der Natur. Das gefärbte Ei ist das wichtigste Ostersymbol und symbolisiert Leben, Wohlstand und eine reiche Ernte…
  3. Familienfeste bieten Anlass zu gemeinsamem Essen und Trinken. Normales, alltägliches Essen kommt zu Taufe und Bestattung auf den Tisch. Für Hochzeiten dagegen wird schon früh mit den Vorbereitungen begonnen…

Essen & Trinken in Litauen

Die Unterschiede sind heute viel weniger markant als früher. Trotzdem werden die regionalen Spezialitäten in Litauen auch weiterhin gepflegt. Normalerweise nehmen die Litauer drei Mahlzeiten pro Tag zu sich, in Zeiten harter Feldarbeit kommen je eine Zwischenmahlzeit am Morgen und am späteren Nachmittag dazu. Frühstück und Mittagessen sind reichhaltig. Brei, Pfannkuchen und Suppen kommen am Morgen auf den Tisch, Suppen, Fleisch und Kartoffeln am Mittag. Das Abendessen ist meist leicht, doch gut sättigend, denn eine alte Volksweisheit besagt: »Mit leerem Magen kein Schlaf«.
Für die Litauer ist das Essen heilig und sie verhalten sich deshalb Tisch wie in der Kirche – ruhig, ordentlich und mit Ehrfurcht. Die Sitzordnung bei Tisch ist so festgelegt, dass der Vater oben sitzt, die Mutter ihm gegenüber, der älteste Sohn zur Rechten des Vaters, die anderen Familienmitglieder neben dem Sohn. Diese Sitzordnung wird heute meist nur noch an Festtagen eingehalten, wenn die ganze Familie sich versammelt.

Essen und Trinken in Litauen
Brot backen ist eine alte Tradition in Litauen (c) llkc.lt

Die alte Tradition, dass Brot zuerst auf den Tisch kommt, wird dagegen bis heute beachtet. Ein Gast, der während des Essens ankommt, begrüßt die Familie mit »skanaus« (guten Appetit). Falls der Vater dies mit »prašom« (bitte) beantwortet, ist der Gast bei Tisch willkommen, falls er jedoch »ačiū« (danke) sagt, ist dies nicht der Fall. Wer fertig gegessen hat, dreht den Löffel um und bekundet damit, er habe genug gegessen und die Mahlzeit habe ihm geschmeckt.
Niemand verlässt den Tisch, bevor alle zu Ende gegessen haben. Alle danken der Köchin, der Mutter, für das köstliche Mahl und diese antwortet »į sveikatą« (Gesundheit).

Nachfolgend finden sie die Beschreibungen der einzelnen Traditionen zu besonderen Anlässen:

  1. Heiligabend ist in Litauen etwas sehr Spezielles. Die ganze Familie versammelt sich zum rituellen Mahl, genannt »kūčia«. Kūčia bezeichnet auch das wichtigste Gericht an diesem Abend, hergestellt aus verschiedenen Getreidesorten…
  2. Fasching ist das ausgelassene und laute Fest des Abschieds vom Winter und der Begrüßung des Frühlings. Die Festivitäten beginnen am Sonntag und dauern drei Tage…
  3. Ostern ist das erste Fest im Frühling, das Wiedererwachen der Natur. Das gefärbte Ei ist das wichtigste Ostersymbol und symbolisiert Leben, Wohlstand und eine reiche Ernte…
  4. Familienfeste bieten Anlass zu gemeinsamem Essen und Trinken. Normales, alltägliches Essen kommt zu Taufe und Bestattung auf den Tisch. Für Hochzeiten dagegen wird schon früh mit den Vorbereitungen begonnen…

Eier, Eierrezepte

Eier (Kiaušiniai) sind in Litauen besonders wegen ihrer vielseitigen Verwendung in der Küche – sowohl in puncto Kochtechniken als auch Kombinierbarkeit mit anderen Zutaten – sehr beliebt. Neben Hühnereiern werden seltener auch andere Eier verwendet. Das traditionelle Omelett ist nach wie vor die beliebteste Eierspeise im Land, besonders bei unerwartetem Besuch.

OMELETT MIT HANFSAMEN
Kiaušinienė su kanapėmis

4 Eier
½ Tasse Hanfsamen
3 EL Wasser
1 Zwiebel, gehackt
3 EL Öl
Salz

Hanfsamen und Zwiebel braten, bis die Hanfsamen knusprig sind. Mischung in einen Mörser geben und fein zerstoßen. Eier mit Wasser verquirlen, Hanfsamenmehl dazugeben, gut mischen. Eier in eine Bratpfanne mit heißem Öl gießen und von beiden Seiten goldgelb braten. Dazu passen heiße Kartoffeln.

EIERAUFLAUF MIT SCHINKEN UND BROT
Kiaušinių apkepas su kumpiu ir duona

4 Eier
200 g geräucherter Schinken, in feine Streifen geschnitten
200 g Schwarz- oder Weißbrot, gewürfelt
2 EL Butter
Salz
Petersilie
Pfeffer

Brotwürfel in Butter braten. Eine Auflaufform ausfetten und die Brotwürfel als erste Schicht hineinlegen. Mit Schinkenstreifen belegen und mit Petersilie und Pfeffer bestreuen. Eier mit Salz verquirlen und über den Schinken in der Form gießen. Bei 165 Grad 20–25 Minuten im Ofen backen.

EIER AN MEERRETTICHSOSSE
Kiaušiniai krienų padaže

8 hartgekochte Eier
200 g Brot, gewürfelt
30 g Butter
50 g Quarkkäse oder Parmesan

Für die Soße:
50 g Butter
2 EL Mehl
1 Tasse saure Sahne
3 EL geriebener Meerrettich
Salz
Zucker

Brot in Butter braten. Für die Soße Mehl in Butter goldgelb anbraten, saure Sahne, Butter, Zucker, Salz, Meerrettich beigeben und einige Minuten auf kleinem Feuer erhitzen. Das gebratene Brot und die geviertelten Eier auf eine Servierplatte legen, mit Meerrettichsoße übergießen und mit geriebenem Käse bestreuen. Dazu passen heiße Kartoffeln und frische oder saure Gurken.
Anmerkung: Falls kein Quarkkäse vorhanden ist, kann auch Parmesan oder, für einen milderen Geschmack, Schweizer Käse verwendet werden.

Text und Rezepte (c) Verlag baltos lankos

Suppen

Suppen (Sriubos) kommen in Litauen täglich auf den Tisch. Die Suppe ist ein Hauptgericht in Litauen. Früher wurde Suppe auch zum Frühstück gegessen.

Die Suppe ist ein Hauptgericht in Litauen.
Suppen (Sriubos) kommen in Litauen täglich auf den Tisch. (c) Baltikum Tourismus Zentrale

Zu Mittag werden fette, sättigende Suppen gereicht, am Abend leicht verdauliche und Milchsuppen. Am beliebtesten sind saure Suppen auf Basis einer Brühe aus frischem oder geräuchertem Fleisch wie Sauerkraut-, saure Rote-Beten- oder Sauerampfersuppe. Das Suppenfleisch wird oft als zweiter Hauptgang gegessen. Fleischlose Suppen werden an Fastentagen gekocht. Zu den Suppen werden Kartoffeln oder Brot gereicht.
Einige leckere Suppenrezepte zum ausprobieren.

Im Winter werden Sauerkrautsuppe oder Rote-Bete-Suppe bevorzugt, im Frühling und im Sommer Sauerampfer-, Rote-Bete-Stängel- oder Milchsuppen. Ein beliebtes Sommergericht ist die kalte Rote-Bete-Suppe (Šaltibarščiai) mit heißen Kartoffeln. Seit alters her werden im Sommer auch süße Suppen aus Obst und Beeren mit Mehlklößen gegessen. Eine weitere erfrischende Sommersuppe ist der Mutinys aus getrocknetem Brot, Wasser, Honig oder Zucker und zerdrückten frischen Beeren oder Konfitüre.

Brot

Brot ist Heilig
Brot wird in Litauen mit viel Respekt behandelt. (c) llkc.lt

Das Brot (Duona) hat in Litauen große Bedeutung im Volksglauben, ihm wird sogar magische Kraft zugeschrieben. Brot schützt vor Feuersbrünsten und hilft beim Feuerlöschen. Deshalb mauern manche Litauer ein Stück Brot im Fundament ihres Hauses ein.
Brot wird mit viel Respekt behandelt. Es wird als heilig betrachtet und ist im Litauischen feminin. Falls ein Stück Brot zu Boden fällt, wird es mit einer Verbeugung aufgehoben, geküsst und erst dann gegessen. Dies wird gemacht, damit das Haus nie unter Brotmangel leiden möge.
Es gibt in Litauen zwei traditionelle Brotsorten, einfaches Sauerteigbrot und überbrühtes Brot. Das Sauerteigbrot wird seit undenklichen Zeiten gebacken, das überbrühte erst seit Anfang 20. Jahrhundert. Sauerteigbrot gärt über Nacht, überbrühtes beinahe 3 Tage.

Brotbacktag in Litauen
Der Brotbacktag war immer etwas ganz Spezielles. (c) llkc.lt

Das Brotbacken war immer die ehrenvolle Aufgabe der Mutter im Hause und das Rezept wurde, begleitet von speziellen Zeremonien, an die älteste Tochter weitergegeben. Die Mutter sammelte alles zum Brotbacken nötige Werkzeug und gab es mit einem Kuss an die Tochter weiter. Zum Verkosten des ersten Brotes ihrer Tochter lud die Mutter die ganze Familie und den nächsten Nachbarn ein. Die erste Scheibe ging an den Vater, der ihr einen Kuss gab und sie samt der Bank, auf der sie saß, zur Tür hin drehte. Das bedeutete, dass die Tochter bereit war für das Hausfrauendasein und die Heirat.

Der Brotbacktag war immer etwas ganz Spezielles. Ruhe und Frieden herrschten im Haus. Kam am Brotbacktag jemand zu Besuch, so musste er bleiben, bis das Brot gebacken war. Nichts wurde an diesem Tag verliehen, denn man glaubte, der Leihende würde den guten Geschmack des Brotes mitnehmen. Jede Hausfrau ist stolz auf den Geschmack ihres Brotes und stellt mit Stolz fest, dass ihr Brot besser schmecke als das einer anderen Hausfrau. Obwohl nur noch wenig zu Hause gebacken wird, steht der althergebrachte Glaube in hohem Ansehen, dass Brot wertvoller als Gold sei.

Hier finden sie einige ausgesuchte Rezepte zum Brot backen.

Aktuelle Wirtschaftslage 2009 in Litauen

Die aktuelle Wirtschaftslage in Litauen, rien ne vas plus, nichts geht mehr?!

Die „fetten Jahre“ sind vorbei, die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise macht auch vor Litauen nicht halt. Verschiedene Wirtschaftsprognosen rechnen für 2009 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukt (BIP) von bis zu 5%.

Es wird aber noch schlimmer kommen als ursprünglich angenommen, das ist meine Befürchtung die ich folgendermassen kurz begründen möchte:
Die seit Dezember 2008 neue Mitte-Rechts-Regierung hat praktisch alle Steuern für Konsumenten und Unternehmen deutlich nach oben geschraubt, um die aufgrund der drohenden Rezession befürchteten Mindereinnahmen abzufedern. Dazu zählen unter anderem Anhebungen für Mehrwert- und Körperschaftsteuer und verschiedene Verbrauchssteuersätze. Die Liste ist lang, sehr lang…! Des Weiteren plant die Regierung die beschleunigte Privatisierung bisher noch vom Staat gehaltener Beteiligungen.

Natürlich gehen nun gerade jetzt, nach diesen unsäglich vielen Steuererhöhungen, weder vom privaten Konsum der Bevölkerung, noch von den Investitionen der Unternehmen aktuelle Impulse für die litauische Wirtschaft aus. Auch das Wegbrechen der Auslandsnachfrage aufgrund der weltweiten Finanzkrise trifft Litauen als Exportnation sehr hart. Die volle Wucht der Weltwirtschaftskrise wird Litauen aber erst Ende des zweiten oder Anfang des dritten Quartals 2009 erreichen.

Zahle zwei, nimm drei:
Das gilt nicht nur für Joghurts beim Supermarkt um die Ecke, sondern auch beim Autokauf! Die Autohändler stehen mit dem Rücken zur Wand, rien ne vas plus (nichts geht mehr). Auch der Aufruf der grössten Supermarktketten des Landes „zum Kauf von litauischen Produkten“ wird ohne jegliche Auswirkung verpuffen. Als Konsument mit leerem Portemonnaie greife ich natürlich nach dem günstigeren polnischen Importfleisch, auch wenn ich Patriot sein will, ich habe leider nicht mehr Geld zur Verfügung.

Man verkauft doch nicht sein Tafelsilber (Unternehmen mit staatlicher Beteiligung) während der Krise. Die Meldung der AP vom 03.03.2009 passt dazu wie die Faust auf’s Auge: „China will die gegenwärtige weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise offenkundig dazu nutzen, zu günstigen Preisen bei Unternehmen in Europa einzusteigen oder sie ganz zu übernehmen„.
Gerade jetzt muss der Staat diese Unternehmen umstrukturieren und mit neuen zukunftsträchtigen Technologien ausstatten, damit sie beim Wirtschaftsaufschwung wesentlich mehr Geld in die leeren Kassen der öffentlichen Hand spülen. Man verkauft immer nur „wenn es am schönsten ist“.

Der litauische Bausektor, der mit Abstand wichtigste Impulsgeber im litauischen Investitionssektor, wird 2009 derart einbrechen, womit selbst die „kühnsten Pessimisten“ nicht rechnen werden. Viele Neuaufträge werden aufgrund fehlender Kreditzusagen gestrichen oder verschoben. Die Banken vergeben keine Kredite mehr, weder für den privaten Hausbau, den Kauf einer Eigentumswohnung, noch für geplante Investitionen für Unternehmen. Die völlig überteuerten und bis zu 40 Jahren finanzierten Immobilien werden deutlich an Wert verlieren. Auf die Banken kommen hohe Abschreibungen, Wertberichtigungen und notleidende Kredite bei Arbeitsplatzverlust zu.

Die neue Mitte-Rechts-Regierung plant bis Juni 2009 (laut Aussage von Ministerpräsident Andrius Kubilius) ein umfangreiches Massnahmenpaket, um den von mir oben genannten Tatsachen entgegenzuwirken. Viel zu spät, denn diese Massnahmen, falls sie sich positiv auswirken sollten, bringen erst ein halbes Jahr später erste Impulse für die litauische Wirtschaft.

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