Götterreigen

Der litauische Pantheon (Götterreigen)

Das Manuskript Ipatijs von 1252 beschreibt die Taufe des Königs Mindaugas, beharrt jedoch darauf, dass er nur zum Schein zum Christentum übertrat und weiter den alten Göttern opferte. Als diese werden genannt: Nunadievis, der höchste Gott, sowie Teliavelis, Diviriks, ein Hasengott und Medeina. Eine Schrift von 1258 erwähnt Andajus und Diviriks. 1261 berichtet der Sovijus-Mythos, das Sovijus befahl, Andajus und Perkūnas, dem Donnergott, zu opfern, außerdem Žvorūna, einer Hündin, und Teliavelis, einem Schmied, der die Sonne schmiedete und sie an den Himmel warf, damit sie die Erde beleuchte.

Religionsquellen

Tacitus erwähnt in „Germania“ die Völker des Ostens, die eine Göttermutter anbeteten (dies bezog sich wahrscheinlich auf westliche Balten). Der arabische Reisende Idrisius schreibt über Bewohner der Stadt Madsuna, die dem Feuer huldigten. Die baltischen Staaten werden auch in verschiedenen Papstbullen erwähnt, doch eine umfassendere Quelle sind die Manuskriptfragmente von Ipatijus Voluine, die berichten, wie der zum Christentum bekehrte Mindaugas heimlich seine alten Götter anbetet und diese von der Kriegerklasse verehrten Gottheiten auch beschreiben. Es gibt viele Quellen aus der Zeit kurz vor der Christianisierung und kurz danach, weitere aus der Zeit der Renaissance, wie die „Litauische Chronik“, die von „religiöser Erneuerung“ Litauens im Mittelalter spricht.

Im 16. Jahrhundert zählte Maciej Stryjkowski sechzehn litauische Götter auf, J. Lasycki beschrieb verschiedene samogitische Götter und mythische Figuren niederen Rangs. Diese Autoren gelten zwar als zuverlässig, sprachen jedoch kein Litauisch und beschrieben eine Religion, die durch die Christianisierung im Niedergang begriffen bzw. von einigen nur regional bekannten und verehrten „Gottheiten“ durchdrungen war.

Ende des 16. und im 17. Jahrhunderts zeichneten jesuitische Missionare Reste des heidnischen Glaubens in den ländlichen Gegenden auf. So beschrieb M. Preatorius die Bräuche und Rituale in Kleinlitauen so umfassend, dass ein sehr komplexes Bild dieser Kultur zum Ende des 17. Jahrhunderts entsteht.

Nimmt man all diese Quellen zusammen, kann man die litauische Religionsgeschichte annähernd rekonstruieren, wobei zu beachten ist, dass diese einem ständigen Wandel und regionalen Besonderheiten unterworfen war. Dazu kommen Informationen aus archäologischen und linguistischen Quellen sowie aus Folkore-Sammlungen und der Volkskunde des 19. und 20. Jahrhunderts. So lassen sich vier Hauptperioden der litauischen Religionsgeschichte festlegen:

13.-14. Jahrhundert: In dieser Zeit gibt es eine offizielle Religion, die von Rittern und Kriegern ausgeübt wird und stark von militärischer Mythologie durchdrungen ist. Mittelsmänner sind heidnische Priester.

15.-16. Jahrhundert: Die oberen Gesellschaftsschichten konvertieren zum Christentum, während die Bauern den alten Glauben und die alten Traditionen ohne Hilfe der Priester weitergeben. In abgelegenen, ländlichen Regionen entsteht ein bäuerlicher Pantheon, auch alte heidnische Rituale werden weiter ausgeführt.

16.-18. Jahrhundert: Die Jesuiten missionieren die ländlichen Gegenden, der alte Pantheon schrumpft und einzelne Götter werden in Geister, Dämonen und andere niedrigerer mythologische Gestalten umgewandelt, denen nur noch hin und wieder geopfert wird. Die alten heidnischen Rituale werden nicht mehr in der Öffentlichkeit oder Gemeinschaft ausgeführt, sondern nur noch im Kreis der Familie.

19.-Anfang 20. Jahrhundert: Die alten Rituale werden kaum noch ausgeführt oder dem christlichen Glauben angepasst. Bei Gottesdiensten oder kirchlichen Festen findet man zahlreiche Elemente, die auf den heidnischen Glauben zurückreichen, doch sind sie „christianisiert“. Einerseits kann man dies als Sieg des Christentums über den heidnischen Glauben deuten, doch andererseits haben die alten, unverwüstlichen Traditionen das Christentum eindeutig penetriert. Das Ergebnis ist die Verschmelzung beider Glaubensrichtungen.

Suvalkija

TRACHTEN IN SUVALKIJA

Suvalkija wurde als Region zuletzt besiedelt. Während der Kriege mit dem Kreuzerorden fiel das Land fast vollkommen wüst und wurde später von Neusiedlern wieder urbar gemacht, die vom anderen Ufer des Nemudas herüberkamen. Sie brachten ihre traditionelle Kleidung mit, sodass die Trachten denen der Kapsai-Region in Aukštaitija und der Zanavykai-Region in Žemaitija ähneln.

Frauenkleidung

Nationalkostüme in Sulvalkija
Frauen-Nationalkostüme in Sulvalkija (c) llkc.lt

Hemden:
Die ältesten erhaltenen stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Meist mit Weißstickerei oder schwarz-roter Kreuzstickerei verziert. Sie unterscheiden sich von den Hemden anderer Regionen durch weitere, gefältelt eingesetzte Ärmel und sehr genau ausgeführter Verzierungen.

Röcke:
Weit, im Bund gefältelt, mit senkrechten Streifen. Meist in einer dunklen, satten Grundfarbe (dunkelrot, -blau, -violett oder -grün), die in größeren Abständen von symmetrisch angeordneten, schmalen, bunten Streifen unterbrochen wurde. Unterröcke mit schmalen Streifen, einfarbig oder weiß mit Weißstickerei.

Schürzen:
In dieser Region besonders aufwendig gearbeitet mit Unterschieden zwischen den Schürzen der Kapsai- (waagerechte Streifen und Muster) und Zanavykai-Siedlerinnen (senkrechte Verzierungen).
Älteste Exemplare aus weißem Leinen mit roten Mustern, gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit Pflanzenmotiven neben den traditionellen geometrischen Mustern. Danach kamen vielfarbige Schürzen mit dunklem Hintergrund auf, die mit eingewebten Lilien, Sternen u.a. in helleren Farben verziert waren.

Mieder:
Ältere Exemplare wie die in Dzūkija. Mitte des 19. Jahrhunderts Unterschiede im Schnitt zwischen Miedern der Kapsai- (lange und ausgestellte Schößchen, die über die Schürze fielen) und Zanavykai-Siedlerinnen (kurze Schößchen). Beide Arten wurden aus kostbarem gekauften Stoff wie Brokat, Seide, Wollstoff und Damast gefertigt.

Schärpen:
In kunstvoller Brettchenweberei mit besonders aufwendigen Mustern hergestellt und mit zahlreichen Fransen, die nicht nur aus Fäden, sondern auch dekorativen Stoffstreifen bestanden.

Schuhwerk:
Lederschuhe, manchmal mit Holzsohlen.

Kopfbedeckungen:
Unverheiratete Mädchen aus Kapsai: hohe, goldfarbene Haubenborten, manchmal noch mit Blumen oder bunt gefärbten Federn geschmückt.
Unverheiratete Mädchen aus Zanavykai: schmale Haubenborten oder schmale, perlenverzierte Schärpen.
Verheiratete Frauen: verschiedene Hauben aus weißem Leinen oder Baumwolltücher, die im Nacken geknotet wurden.

Tücher:
Schultertücher mit hier besonders aufwendigen, mehrfarbigen und kleinen Mustern.

Accessoires:
Halsketten aus kleinen Korallenstücken waren hier besonders beliebt.

Überbekleidung:
Bei kalter Witterung tunika-artige Mäntel aus ungefärbtem Wollfilz, verziert mit Samt und Kunstpelz. Außerdem lange, karicerte Wollschals als Schultertücher.

Nationalkostüme in Sulvalkija der Männer
Männer-Nationalkostüme in Sulvalkija (c) llkc.lt

Männerkleidung

Im Rücken gefältelte Tunikas aus hellgrauem oder weißen Wollfilz. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach und nach durch Mäntel städtischen Schnitts ersetzt. Lange Hosen aus ähnlichem Stoff. Tunikahemden aus weißem Leinen, manchmal etwas verziert mit Fältchen oder Weißstickerei. Schärpen mit aufwendigen Brettchenwebmustern. Hohe Stiefel und Hüte mit gerader Krempe, die mit Federn und Blumen verziert wurden.

Dzūkija

TRACHTEN IN DZŪKIJA

Nationalkostüme in Dzukija
Nationalkostüme in Dzukija (c) llkc.lt

Dzūkija ist eine waldreiche Gegend mit kargen Böden. Wegen des niedrigen Lebensstandards wurden hier die traditionellen Trachten in manchen Regionen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts getragen. Kleidung für besondere Gelegenheiten unterscheidet sich je nach Region: Im östlichen Dzūkija ähnelt sie mehr der in Aukštaitija, im westlichen mehr der in Suvalkija. Webstoffe hatten gegenüber den anderen Landesteilen generell kleinere Karos, schmalere Streifen und feinere Muster.

Frauenkleidung im 19. Jahrhundert

Hemden:
Ähnlich wie in Aukštaitija, mit rot-weißen, feineren Musterstreifen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden diese Verzierungen durch Weißstickerei ersetzt, wobei nur die Teile bestickt wurden, die unter dem Mieder hervorschauten – Kragen, Schulterriegel, oberer Brustbereich und Manschetten. Pflanzenmuster und westeuropäische Stickmuster wurden oft nach Vorlage der alten, geometrischen Muster abgeändert. Ende des 19. Jahrhunderts kamen unter slawischem Einfluss auch Kreuzstich und anderen einfachere Stickmuster auf, meist in rot-schwarz oder schwarz-weiß.

Röcke:
Meist kariert, anfangs in ähnlichen Farbkombinationen wie in Aukštaitija, rot und grüngrundig mit ein oder zwei Einschussfarben. Später wurde das Schottenkaro feiner und enthielt neue Farbkombinationen mit dunkelrot und violett. In der Uznemune-Region an der Grenze zu Suvalkija trugen Frauen auch längs gestreifte Röcke in ähnlichen Farbkombinationen.

Frauen-Nationalkostüme in Dzukija
Frauen-Nationalkostüme in Dzukija (c) llkc.lt

Schürzen:
Anfangs aus Leinen mit rot-weißem oder blau-weißem Karo, an der Grenze zu Aukštaitija auch weiß mit schmalen roten Musterstreifen am Saum. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden dunklere Schürzen mit feinem Karomuster oder Streifen in Rot-, Blau- oder Brauntönen modern, die mit waagerechten Streifen in bunten Farben oder feinen Musterstreifen am Saum verziert wurden.

Mieder:
Für besondere Anlässe aus gekauftem Seiden- oder Wollstoff in dunkelrot, grün, blau oder schwarz. Mit vier Schößchen unter dem Taillenbund, die nicht verbunden waren. Unter ihnen wurde eine Schärpe durchgezogen, die lange ein wichtiger Bestandteil der Frauenkleidung in diesem Landesteil blieb. Die Schärpen trugen die alten geometrischen Webmuster in den Farben rot, grün, blau oder violett.

Schuhwerk:
Wie in den anderen Landesteilen waren Lederschuhe am begehrtesten, doch konnten sich diese hier nur wenige Menschen leisten. Auch die sohlenlosen Lederschuhe naginės kamen seltener vor, meist wurden Bastschuhe, vyžos, getragen.

Kopfbedeckungen:
Unverheiratete Mädchen: Kronen aus geflochtenen Bändern und Schärpen oder Haubenborten.
Verheiratete Frauen: Hauben unterschiedlichster Form aus Netzspitze, weißer oder farbiger Baumwolle, Wollstoff und Seide. Vorderer Rand verziert mit Stickerei, gefältelten Bändern, Spitzen, Perlen und anderen glänzenden Dekorationen. Der verzierte Rand schaute unter Schals und Tüchern hervor, die über der Haube getragen und im Nacken (Ende 19. Jahrhundert auch unter dem Kinn) geknotet wurden. Spätere Hauben gehäkelt aus weißer Baumwolle oder in manchen Gegenden aus bunter Wolle.

Tücher:
Verheiratete Frauen: weiße oder zweifarbig karierte Leinenstolen mit roten oder blauen Musterstreifen und Klöppelspitze am Saum. Anfang 19. Jahrhundert rechteckig, später quadratisch und zum Dreieck gefaltet.

Überbekleidung:
Wollfilztunikas (sermėga) wie in Aukštaitija, nach unten hin weiter geschnitten und mit schwarzem Samt oder anderem dunklen Stoff und dekorativen Bändern verziert.

Accessoires:
Bis zu zwanzigreihige Korallenketten mit sehr kleinen Perlen bzw. Stückchen. Skarinys: schalartiges Ziertuch mit breiter, dekorativer Spitze an den Enden, das einmal gefaltet über dem Arm getragen wurde. In der so entstandenen, innen liegenden Schlaufe konnten kleine Gegenstände aufbewahrt und getragen werden.

Männerkleidung

Tunika-artige Mäntel (sermėga) aus grauem Wollfilz. Nach unten hin weiter geschnitten und mit dunklerem Stoff und dekorativen Bändern verziert. Lange Hosen aus demselben Material, aus kleinkariertem grauen, braunen oder dunklen Wollstoff oder Wollmischstoff. Hemden waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundertes mit weißer oder bunter Stickerei verziert, was vielleicht auf den Einfluss der slawischen Nachbarländer zurückgeht. Darauf weist auch der seitliche Verschluss hin, der typisch slawisch war. Schärpen waren mit Musterstreifen in Bändchenweberei verziert. Wohlhabendere Männer trugen lange oder kurze Lederstiefel, ärmere naginės oder vyžos. Als Hut war der magierka beliebt, auch andere mit Federn und Blumen verzierte Formen kamen vor.

Žemaitija

TRACHTEN IN ŽEMAITIJA
Frauenkleidung in Žemaitija unterschied sich von der in Aukštaitija vor allem durch den dominierenden roten Farbton.

Frauenkleidung im 19. Jahrhundert

Hemden:
Lang, aus Leinen, mit geometrischen, rot-weißen Musterstreifen auf den Ärmeln, Manschetten, am Stehkragen und manchmal auch den Schulterriegeln.

Frauen-Nationalkostüme in Žemaitija
Frauen-Nationalkostüme in Žemaitija (c) llkc.lt

Röcke:
Für besondere Gelegenheiten weit und am Bund dicht gefältelt. Die Falten ließen die Figur stämmiger erscheinen, was dem Schönheitsideal entsprach. Oft wurden mehr als zwei Röcke übereinander getragen. Der oberste war längs gestreift in einem bestimmten Streifenmuster, das es so nur in Žemaitija gab. Im Norden der Region waren die Röcke besonders farbenfroh mit roten, grünen, gelben, violetten, dunkelroten, weißen und schwarzen Streifen, wobei Rot dominierte. Im Süden der Region waren die Röcke dunkler und nicht so bunt. Karomuster kamen seltener vor und enthielten die Farben rot, grün, violett und schwarz.

Unterröcke waren quer gestreift, doch bunte Wolle wurde nur am Saum verwendet, der unter den Überröcken hervorschaute. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die vorher unbekannte Stickerei populär, sodass bestickte Unterröcke aufkamen. Im Norden der Region wurden am Saum rote Unterröcke mit bunten Blumengirlanden bestickt. Weißstickerei auf Leinen- oder Baumwollunterröcken war jedoch verbreiteter.

Schürzen:
Für besondere Gelegenheiten breit, am Bund gefältelt und nur eine Handbreit kürzer als der Rock. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus weißem Leinen mit roten, verschieden breiten Längsstreifen aus Leinen oder Baumwolle. Die Streifen waren symmetrisch oder asymmetrisch angeordnet, auch Zickzack-Muster kamen vor. Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich die Mode. Im Norden wurden dunkelrote Baumwollschürzen beliebt, die schmale blaue, grüne, gelbe und weiße Streifen oder Zickzack-Muster hatten. Im Süden kamen Schürzen mit geometrischen, rot-weißen Musterstreifen auf, später auch in anderen Farbkombinationen, wie bunte Musterstreifen auf braunem oder grünem Grund.

Motive Trachten in Žemaitija
Trachtenmotive in Žemaitija (c) llkc.lt

Mieder:
Sehr verschieden zu den Miedern der anderen Regionen, im Empire-Stil mit Fältelung unter der Brust. Sie waren verhältnismäßig kurz und reichten nur bis zur Taille. Meist aus handgewebtem Woll- oder Wollmischstoff mit waagerechten Streifen oder Karomuster. Die Muster waren kleiner und dezenter, daher erschienen die Mieder dunkler und weniger farbenfroh als die Röcke.

Schuhwerk:
Wohlhabende Frauen trugen Lederschuhe mit Schnürsenkeln, ärmere Holzschule mit nach oben auslaufenden Spitzen oder Lederschuhe ohne Sohlen. Holzschuhe für besondere Gelegenheiten waren oft modisch ausgestaltet mit geometrischen Mustern, Blumen, Vögeln etc. Strümpfe je nach Jahreszeit aus Leinen oder Wolle. Die Wollsocken hatten eingestrickte schmale Farbstreifen, geometrische oder Pflanzenmuster.

Kopfbedeckungen:
Für unverheiratete Mädchen: Kronen (ranges) aus miteinander verflochtenen Seidenbändern. Seltener Haubenbänder.
Für verheiratete Frauen: Hauben aus weißem oder farbigen Baumwoll-, Seiden- oder Wollstoff. Der vordere Rand wurde traditionell verziert, weil er unter einem Schal oder Kopftuch zu sehen war. Die modischsten Hauben bestanden aus zarter, weißer Baumwolle mit Bändern auf Ohrhöhe und waren üblicherweise reich mit Weißstickerei verziert.
Wimpel wurden zu dieser Zeit hier nicht mehr getragen und durch große, quadratische Tücher ersetzt, die man zum Dreieck faltete. Die Drapierung dieser Dreiecktücher erinnerte jedoch noch an die Wimpel. Verheiratete Frauen trugen den Knoten wie beim Wimpel im Nacken. Sie suchen direkten Kontakt zu litauischen Frauen? Infos über den Aufbau persönlicher Beziehungen zu Frauen in Litauen.
In Žemaitija gab es jedoch eine nur hier gebräuchliche Knotentechnik; dabei wurden die Tuchenden im Nacken gekreuzt und dann über der Stirn zum Knoten gebunden. So kamen Wollfransen dekorativ zur Geltung. Über diesem Dreiecktuch trugen Frauen vor allem bei kalter Witterung ein zweites Kopftuch, das unter dem Kinn gebunden wurde.

Tücher:
Die Dreiecktücher bestanden meist aus Leinen oder Baumwolle und waren rot-weiß kariert mit jeweils höherem Rot- oder Weißanteil. Neben handgewebten Tüchern wurden auch gekaufte aus dünnem Wollstoff oder Seide getragen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden dünne weiße Baumwolltücher mit viel Weißstickerei modern, die unter dem Kinn gebunden wurden und den später aufkommenden städtischen Kopftüchern ähnelten. Sie wurden von unverheirateten und verheirateten Frauen gleichermaßen getragen.

Eins der auffälligsten Merkmale der Frauentracht war das Tragen mehrerer Tücher gleichzeitig als Kopf-, Hals- und Schultertuch.
Die großen, rechteckigen Schultertücher gab es in Leinen/Baumwolle oder Wolle. Sie waren weiß mit Waffel- oder Damastmuster und hatten am Ende feine rote Musterstreifen. Nur verheiratete Frauen trugen Leinenstolen, da diese nach dem alten Glauben magischen Schutz boten. Später wurde die rechteckige Leinenstola erst im Norden der Region, dann überall, durch rot-weiß karierte quadratische Tücher ersetzt, die man zum Dreieck faltete.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Žemaitija auch noch rechteckige Wollstolen, die wohl in früherer Zeit in ganz Litauen getragen wurden. Sie hatten dunkelblaue, braune, rote, weiße, grüne und gelbe Streifen. Später wurden sie von quadratischen Tüchern aus bunt kariertem Woll- oder Wollmischgewebe ersetzt, das zum Dreieck gelegt wurde. Auch hier war Rot wieder die vorherrschende Grundfarbe.

Überbekleidung:
Gefilzte Tunikas (sermega) und kurze Mäntel mit hoch angesetzten Taillen. Verziert mit Stickerei oder Pelzbesatz.

Accessoires:
ein- bis dreireihige Ketten, oft aus Bernstein, der hier besonders beliebt war. Auch Korallen- oder Glasperlenketten kamen vor.

Trachten in Žemaitija
Trachten Männder und Frauen in Žemaitija (c) llkc.lt

Männerkleidung im 19. Jahrhundert

Überbekleidung:
Tunikas aus handgefilztem Wollstoff, in Naturfarben (grau oder braun) oder dunkelgrün bzw. schwarz eingefärbt. In der Taille gerafft. Spätere, elegantere Formen waren nur im Rücken gefältelt. Manchmal verziert mit eingeschossenen Fäden oder schwarzen Tressen, wobei diese Art der Verzierung hier recht früh verschwand. Bis zum Kinn geknöpft.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Tunika von einem Mantel (surdutas) abgelöst, der einen eher städtischen Schnitt hatte, jedoch immer noch aus handgefilztem Wollstoff genäht wurde. Er hatte Kragenaufschläge, der erste Knopf saß in Brusthöhe. Deshalb kamen bunt karierte oder gestreifte Westen für alle Schichten auf, die man darunter trug.

Hosen:
Normal weit, aus demselben Material wie die Tunika. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts manchmal auch aus buntem Karostoff.

Hemden:
Manchmal mit Webmusterstreifen oder Stickerei verziert, aber nur an den Manschetten oder am Kragen, die unter der Tunika vorschauten. Nach Aufkommen der städtisch geschnittenen Mäntel dekorativer; die Frontpartie und der Kragen wurden zum Beispiel aus gefältelter weißer Baumwolle gefertigt und an ein weißes Leinenhemd genäht, um Ähnlichkeit mit den Hemden der Oberschicht zu erzielen.

Schuhwerk:
Hohe Lederstiefel; ärmere Bauern trugen nagines oder Holzschuhe zur Arbeit und zu besonderen Gelegenheiten. Arbeiter trugen Stiefel oder Loafers zur Arbeit.

Accessoires:
Schärpen kamen nicht vor, Männer trugen Ledergürtel, die nach alter Tradition mit Metallnieten und -plättchen verziert wurden. Manchmal wurden Tunikas auch mit rot-weiß karierten Leinen- oder Baumwollschals gerafft.

Männer trugen normalerweise Halstücher aus schönem, dünnem, handgefertigtem oder gekauftem Stoff in bunten Farben. Handgemachte waren rot-weiß kariert, gekaufte aus dünnem Wollstoff, Kaschmir oder Seide mit farbenfrohen Pflanzenmotiven oder orientalischen Mustern.

Zur modischen Kleidung gehörte ein Hut aus dunklem Filz, der oben halbkugel- oder zylinderförmig geformt war und eine gerade Krempe hatte. Als Dekoration schätzte man Pfauenfedern, Federn von Hähnen oder anderen Vögeln waren nicht beliebt. Manchmal wurden auch rotweiß karierte Bänder um den Hut gebunden, unter die man Blumen oder Federn steckte.

Aukštaitija

TRACHTEN IN AUKŠTAITIJA
Frauenkleidung im 19. Jahrhundert

Frauenkostüme in Aukštaitija
Frauen-Trachten in Aukštaitija (c) llkc.lt

Hemden:
Lang; aus Leinen; tunika-artige Form mit Schulterriegel; Ärmel mit Manschetten oder trompetenförmig, mit roten Mustern

Röcke:
Lang, weit und am Bund gefältelt. Aus Leinen mit roter Borte; für festliche Anlässe bevorzugt aus Wolle, dann vierfarbiges Schottenkaro mit rot und grün als Hauptfarben und lila und gelb für Akzente. Bei besonderen Anlässen wurden zwei Röcke übereinander getragen, die Unterröcke waren aus einfacherem Material und nur an der hervorschauenden Borte gemustert. Bei der Arbeit oder auf der Straße wurde der obere Rock (der bessere) hochgeschlagen und in den Bund gesteckt.

Schürzen:
Wichtigster Teil der Frauentracht, es galt als unschicklich, ohne Schürze in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Aus weißem Leinen mit dekorativen roten und blauen Webmusterstreifen am unteren Saum. Schürzenstoff aus älterer Zeit war in einfachem Leinenschlag gewebt, später auch in Damastmustern. Die geometrischen rot-weißen Ornamentmuster gehen auf die Steinzeit zurück.

Frauendetail in Aukštaitija
Frauen-Kostüm-Detail der Trachten in Aukštaitija (c) llkc.lt

Mieder:
Besonders dekorativ, vor allem in den Farben Gold, Silber, Grün und Rot. Gefertigt aus handgesponnener Wolle oder Wollmischgewebe, mit kleinem Streifen-, Bogen- oder Blattmuster. Noch beliebter für Korsetts waren teure, gekaufte Stoffe wie Brokat, Seide, Samt und Damast. Miederformen folgten dem Barock, Rokoko und späteren Modeeinflüssen Westeuropas. Manchmal mit gold- oder silberfarbenen Borten. Dekorative Metallschlaufen zum Schnüren vorn. Schnürung mit schmalen Bändern oder Metallkettchen. Möchten sie eine Partnervermittlung in Litauen kontaktieren? Hier finden sie interessante Infos über Frauen aus Litauen.

Schuhwerk:
Von örtlichen Schustern aus selbst gegerbtem Leder gefertigt.
Alltagsschuhwerk waren nagines (Lederschuhe ohne Sohle) und vyžos (geflochtene Bastschuhe), nur die Armen trugen diese auch zu besonderen Anlässen. Unter nagines und vyžos wurden weiße Fußwickel getragen, die von schmalen, gewebten (im 19. Jahrhundert vorwiegend geflochtenen) Kniebändern (apyvaros) gehalten wurden. Apyvaros hatten einfache Muster in grün, rot, gelb und schwarz. Unter Lederschuhwerk mit Sohlen trug man, je nach Jahreszeit, handgestrickte Leinen- und Wollsocken.

Frauenkopfbedeckung / Detail in Aukštaitija
Frauenkopfbedeckung in Aukštaitija (c) llkc.lt

Kopfbedeckungen:
Für junge Mädchen: Haubenborte – ein schweres, breites Kopfband aus gold- oder silberartigen Fäden auf steifem Seidengewebe. Es wurde im Nacken überkreuzt und befestigt. Eine bescheidenere Variante war die hohe geflochtene Krone aus Bändern, Spitzen und Perlen. Sowohl an Haubenborte als auch an Krone konnten breite Seidenbänder befestigt werden. Sonderformen für spezielle Anlässe, zum Beispiel die kalpokas für Bräute, die am oberen Rand mit künstlichen Blumen geschmückt war.

Für verheiratete Frauen: Wimpel, ein mittelalterlicher Kopf- und Halsschleier, der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts getragen wurde. Aus hauchdünnem und schneeweißem Leinen, verziert mit schmalen roten Musterstreifen, Fransen oder Klöppelspitze am Rand. Einfachere Alltagsform war die Haube aus Netzspitze, weißem oder farbigem Stoff, manchmal auch Brokat.

Accessoires:
Halsketten aus Silberperlen, auch Korallen- und Bernsteinketten. Ärmere Bäuerinnen trugen rote oder bunte Glasperlenketten.

Überkleidung:
Gefilzte Wolltunikas (sermega) in verschiedenen Längen, mit schwarzen Streifen oder Samtbesätzen. Im Alltag war ein Wolltuch wichtig, das man über den Schultern und manchmal auch über dem Kopf trug. Dünnere Leinen- oder Seidenschultertücher zu besonderen Gelegenheiten.

Männerkleidung im 19. Jahrhundert

Graue, braune oder naturfarbene gefilzte Wolltunika (sermega). In Ost-Aukštaitija rundum in der Taille gefältelt, in West-Aukštaitija nur im Rücken oder an den Seiten. Lange Hosen aus ähnlichem Material. Hemden für besondere Gelegenheiten in der Form wie Frauenhemden mit Schulterriegel, aber weniger verziert, da sie nicht unter der Tunika vorschauten. Besonders beliebte Hutform war der magierka, ein Filzhut mit schmaler, aufgeschlagener Krempe und Hutband, unter das man Blumen und Federn steckte. Handgewebtes oder gekauftes Halstuch.

Kleinlitauen

TRACHTEN IN KLEINLITAUEN (REGION KLAIPEDA) Kleinlitauen ist der einzige Landesteil Litauens, in dem der Großteil der Bevölkerung evangelisch war. Daher unterscheidet sich diese Region politisch und kulturell vom Rest des Landes, was sich auch in der traditionellen Kleidung widerspiegelt. Im 17. und frühen 18. Jahrhundert war die Kleidung in Kleinlitauen laut historischer Quellen sehr farbenfroh und reich verziert. Leider sind nur wenige Stücke erhalten geblieben.

TRACHTEN IN KLEINLITAUEN
Trachten in Kleinlitauen (Klaipeda / Memel), zweite Hälfte des 19. Jahrunderts. (c) llkc.lt

Durch den Einfluss der lutherischen Religion veränderte sich die Kleidung der Dorfbewohner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts drastisch: Die Menschen trugen gedeckte Farben und verzichteten auf Verzierungen, um Bescheidenheit zu zeigen. Dennoch wirkt diese dunkle Kleidung auf ihre eigene Weise elegant und attraktiv, zumal städtische Einflüsse geschickt übernommen wurden.

Frauenkleidung

Hemden: Tief angesetzte Ärmel, die mit einem weiß-roten Musterstreifen am Ärmelausschnitt begannen, gemusterte Schulterriegel. Später auch mit Weißstickerei. Nähtechniken und teilweise auch Muster wurden aus Deutschland übernommen und unterschieden sich daher von denen der anderen Landesteile. Interessante Infos über die Frauen aus Litauen.

Röcke: In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts längs gestreift oder kariert und wie in Žemaitija weit und im Bund gefältelt. In der zweiten Hälfte aus hauptsächlich schwarzem Stoff mit schmalen, waagerechten Streifen in grün, braun, blau oder gelb, weniger und feinere Falten.

Taschen / Dalmonas
Trachtentasche aus der Region Kleinlitauen (c) llkc.lt

Schürzen: Frühe Exemplare aus weißem Leinen mit senkrechten und/oder waagerechten rotweißen Musterstreifen mit geometrischen Mustern oder grafischen Pflanzenmustern. Später dunkler wie der Rest der Kleidung, hauptsächlich in Braun- oder Blautönen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen die Frauen, Schürzen aus gekaufter Seide zu nähen, die ebenfalls gedeckt grün, braun oder blau waren. Später wurde auch schwarz modern.

Mieder: Für besondere Anlässe aus gekaufter Seide, Samt oder feinem Wollstoff. Frühe Exemplare eher weit geschnitten, relativ kurz (bis zur Taille) und mit tiefem Ausschnitt vorne und hinten. Hauptfarben grün und dunkelblau, später schwarz, wobei sich auch der Schnitt änderte und die Mieder hochgeschlossener und mit kurzen Schößchen genäht wurden.

Schärpen: In Brettchenwebtechnik rot auf weiß oder blau auf weiß, später auch mit dunklerem schwarzbraunen, roten oder grünen Hintergrund aus Baumwoll- oder Leinengarn. Viele der Schärpen sind “Hundertgemusterte”, d. h., die Motive werden nicht wiederholt sondern wechseln. Delmonas: eine flache, kleine Tasche aus dunklem Stoff, die mit bunter Wolle bestickt war, manchmal auch mit Perlen. Sie wurde mit einer schmalen Schärpe um die Taille gebunden.

Schuhwerk: Lederschuhe, Lederschuhe ohne Sohlen oder Holzschuhe, die vorn breit und stumpf endeten.

Kopfbedeckungen in Kleinlitauen (c) llkc.lt

Kopfbedeckungen in Kleinlitauen (c) llkc.lt

Kopfbedeckungen: Unverheiratete Mädchen trugen als Kopfschmuck aufwendige Zopffrisuren, bei denen die Zöpfe in verschiedenen Mustern um den Kopf gelegt wurden. Vor die Zopfkränze banden sie sich Seiden- und Samtbänder oder handgewebte Schärpen.

Verheiratete Frauen: Hauben aus Klöppelspitze, weißer Baumwolle oder farbigen Seiden-, Samt- und Wollstoffen. Darüber ein Dreiecktuch, das im Nacken gebunden wurde. Tücher: Besonders dekorativ mit reich bestickten Bändern, die in der Tuchmitte längs eingenäht wurden. Sie wurden als Kopf-, Hals- oder Schultertuch getragen. Besonders begehrt waren dunkelviolette oder braune Seidenschals mit Blumenmustern.

Accessoires: Am Beliebtesten waren Ketten aus Bernstein oder dunkelblauen bzw. rotbraunen Glasperlen. Überbekleidung: In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts tunika-artige Mäntel aus braunem, dunkelblauen oder weißem Wollfilz mit bestickten Schulterstücken und Krägen oder Paspeln aus Bändern. Später Mäntel im städtischen Schnitt, die mit schwarzem Samt abgesetzt waren.

Trachten in Kleinlitauen (c) llkc.lt

Trachten in Kleinlitauen (c) llkc.lt

Männerkleidung

Dunkelblaue oder schwarze Tunikas und Leinenhemden im Tunikaschnitt. Lange Hosen oder, einzigartig in Litauen, Kniebundhosen, die den starken westeuropäischen Einfluss zeigen. Ledergürtel oder bestickte Bänder. Hohe Stiefel zu langen Hosen, kurze Stiefel und verzierte Wollsocken zu Kniebundhosen. Hüte mit geraden Krempen, die mit Bändern oder Schärpen verziert wurden.

Wegkreuze

In ganz Litauen gibt es Wegkreuze, Bildstöcke und Schreine im Freien, sodass Litauen oft als „Land der Kreuze“ bezeichnet wird. Laut V. Šukevicius lässt sich Litauen anhand der Anzahl und Ausführung von Wegkreuzen kartieren. Ähnliche Bauten findet man auch in benachbarten katholischen Ländern, besonders in Polen, doch nicht so zahlreich wie in Litauen.

Siauliai, Berg der Kreuze
Berg der Kreuze im Bezirk Siauliai (c) llkc.lt

Wegedenkmäler zu errichten hat in Litauen eine lange, über vierhundert Jahre alte Tradition. Einige Elemente davon gehen auf die vorchristliche Zeit zurück, doch lässt sich der genaue Ursprung nicht mehr ermitteln. Die meisten dieser Kleindenkmäler entstanden im 19. Jahrhundert am Wegesrand, in Dörfern, an Kreuzungen, an Stadttoren und auf Plätzen, auf Gehöften, auf Friedhöfen, an Brücken, Flüssen und Seen und sogar mitten im Wald. Ihre Form und Ausgestaltung zeigt, dass ihre Schöpfer kreative Dorfkunsthandwerker waren.

Die Tradition, Kreuze und Schreine herzustellen, sie zu weihen und aufzustellen war eng mit dem spirituellen Glauben an die Kraft des Kreuzes verbunden. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden weniger Kreuze und Schreine errichtet, und Form und Verzierungen änderten sich. Die Tradition riss jedoch nicht ganz ab, bis während der russischen Besatzung viele alte Schreine zerstört wurden oder verfielen, die unter den herrschenden Bedingungen auch nicht ersetzt werden durften.

In den achtziger Jahren tauchten weltliche Kleindenkmäler auf, manche in Gruppen (Ablinga, „Die Straße von Ciurlionis„, „Hexenhügel“ und insgesamt etwa 20 andere), manche einzeln. Sie unterscheiden sich von den traditionellen Kleinbauten in der Art der Verzierung und ihrem Nutzen. So sind manche aus Eichenbaumstämmen geschaffen, die mit umlaufenden Reliefs verziert sind, andere haben auch praktische Funktion, zum Beispiel als Wegweiser oder Bank. Eine Verbindung zur traditionellen Form besteht jedoch in den schmiedeeisernen „Sonnen“ auf den Dächern einiger Konstruktionen, die den ursprünglichen Kreuzen sehr ähnlich sind. Seit der Unabhängigkeit wurden auch einige der alten sakralen Kleinbauten wieder restauriert oder anhand von alten Fotos neu geschaffen.

Formen von Wegkreuzen:
Die Kleindenkmäler lassen sich in folgende zwei Gruppen aufteilen: Lateinische Kreuze (oder Passionskreuze) in verschiedener Höhe und Säulenschreine in zwei Varianten. Bedeutung von Wegkreuzen Jedes Kleindenkmal wurde und wird zu einem bestimmten Zweck errichtet, der die Art der Ausführung, den Aufstellungsort und die Lebensdauer bestimmt.

Grafiken

Eine besonders verbreitete Art der Volkskunst ist der Holzschnitt, der im 19. Jahrhundert seine Blütezeit vor allem in Samogitien erlebte, weshalb man oft vom samogitischen Holzschnitt spricht.

Radierungen sind in der litauischen Volkskunst selten zu finden und erregten daher sofort die Aufmerksamkeit von Forschern und Kunstexperten, die ihren großen Wert erkannten.

Während der Besatzungszeit befasste sich die Bildhauerei in der Volkskunst mit weltlichen Motiven wie Arbeit, Alltag, Feiertage und Folklore, Mythologie, Volkskunde, russischen Elementen und Krieg.

Volksmalerei

Die Malerei gehört in der Volkskunst in Litauen zu den figurativen Künsten. Motive alter Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen sind of Stationen aus dem Leben Christi, der Jungfrau Maria oder Heiliger. Die Bilder sind auf Holz, Metallplatten oder Leinwand gemalt und finden sich oft in Kirchen oder Kapellen. Die meisten von ihnen stammen aus dem 19. Jahrhundert, doch einige wenige datieren aus dem 18. Jahrhundert oder noch früherer Zeit. Bei der Einordnung der Gemälde muss man zwischen den Werken von naiven und akademisch gebildeten Künstlern unterscheiden. Die zur Volksmalerei zählenden naiven Gemälde fallen durch ihre Einfachheit, harmonische Komposition und die Wiederkehr bestimmter Motive auf und wurden meist von älteren Künstlern geschaffen, die sich das Malen selbst beibrachten. Daher finden sich auch in der naiven Volkskunst, die von der klassischen Kirchenkunst inspiriert wurde, Einflüsse der jeweils vorherrschenden Malstile.

In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts erlebte die Malerei einen ungeheuren Aufschwung, jedoch wurde wegen der Unterbrechung nach dem Krieg nicht direkt an die traditionelle Volkskunst angeknüpft. Auch hier kam es wieder zur Aufteilung in die zwei Gruppen naive und akademische Kunst, wobei die naiven Künstler nach der ersten Ausstellung sofort weltweit bekannt wurden. Die besten Werke aus den Siebzigern wurden in die Welt-Enzyklopädie der Naiven Kunst aufgenommen (M. Bičiunienė, J. Nalivaikienė, M. Kozmina, M. Juščiunienė, E. Kniuškaitė, B. Zavackis und andere). Viele dieser Künstler begannen ihre Karriere erst in mittleren Jahren oder im Alter. Ihre Bilder zeigen Dörfer aus ihrer Jugend, Szenen aus der Natur oder Feiertagsimpressionen und bilden eine harmonische Welt ab, in der der Mensch im Einklang mit der Natur lebt. Der Stil der einzelnen Künstler ergibt sich aus ihren individuellen Ansichten, Lebenserfahrungen und ihrer Vorstellungskraft. Die meisten dieser Bilder haben auch hohen ethnographischen Wert, da sich durch die Abbildung von Menschen, Gebäuden und Szenen aus dem Dorfleben die Volkskultur in lebendigen Farben spiegelt. Naive Kunst hat einen großen Anteil an Ausstellungen und Wettbewerben. Einer der bekanntesten Kunstpreise ist der jährlich in Joniskes vergebene A. Varnas-Kunstpreis.

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