Bernsteinstrasse

Es gab drei verschiedene Bernsteinstraßen, wobei jedoch die eigentliche Bernsteinstraße von der Ostsee durch Polen über Carnuntum nach Aquileia führte. Die anderen beiden Bernsteinstrassen führten von Jütland nach Hamburg. Dort trennten sich die Routen, wobei die eine durch Holland, Belgien und Frankreich nach Marseille führte, die andere über Deutschland und Österreich nach Süditalien ging.

Wie archäologische Grabungen in der Zwischenzeit zeigten, wurden entlang dieser Bernsteinstrassen von den damaligen Händlern auch grosse Zwischenlager angelegt. Rom war später unter anderen ein grosser Handelsplatz für Bernstein. Grabbeigaben und Funde aus der Zeit der Assyrer, Ägypter und anderer Kulturen zeigen, dass Bernstein schon in grauer Vorzeit ein begehrter Kultartikel und Handelsartikel war. Im übrigen ist die Bezeichnung „Bernsteinstraße“ nicht Antik, sondern stammt aus dem vorigen Jahrhundert.

Der heutige Fundort des baltischen Bernsteins ist nicht identisch mit dem Ort der primären Entstehung desselben. Dies ist übrigens von vielen anderen Lagerstätten ebenfalls bekannt. Der baltische Bernstein begann seine Wanderung kurz nach seiner Entstehung im Eozän vor 55 – 35 Mil. Jahren in den dazumaligen Bernsteinwäldern. Diese Wälder lagen zwischen Skandinavien, dem heutigen Schweden, und dem Baltikum, wo sich die heutige Ostsee befindet. Der Baumbestand dieser Wälder bestand nach heutigem Wissen aus Palmen, Eichen, Ulmen und Kastanien.

Für die Entstehung des Bernsteins waren verschiedene Koniferen und bestimmte Laubbäume nötig. Man nimmt heute an, dass die mittlere Jahrestemperatur zirka 20° C betragen hat, was ein schnelles Wachstum begünstigte und ähnlich dem jetzt in Nordafrika herrschenden Klima entsprach.
Bereits Ende des Eozäns, also vor zirka 35 Mil. Jahren, wurde der Wald vom Westen her durch das Meer überflutet und der Bernstein ausgewaschen. Durch eine Wanderbewegung gelangte der Bernstein von den Bernsteinwäldern, in die blaue Erde eingebettet, nach Samland zu den heutigen Fundorten.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass im Pleistozän vor zirka 2 Mil. Jahren noch einmal grosse Umschichtungen erfolgten. In verschiedenen Etappen der Eiszeiten wurde blaue Erde mitsamt dem Bernstein über mehrere hundert Kilometer in das Landesinnere von Polen, dem Baltikum und Russland verschoben.
Eine gewisse Bedeutung hatte auch Bernstein, der als Nebenprodukt, aus dem Braunkohle Tagbau stammte. So wurde bis vor wenigen Jahren in der ehemaligen DDR in Bitterfeld, in der Nähe von Leipzig, Bernstein gefördert und weiter verarbeitet.

Bernstein

Die Menschen im Baltikum sind durch die Materialien Leinen, Bronze und Bernstein miteinander verbunden. Diese drei Materialien werden bereits in den ältesten Mythen und Legenden erwähnt und mit vorchristlichen Göttern, Gewässern, Kriegen und der Arbeit in Friedenszeiten, Liedern und Ritualen in Verbindung gebracht. Im Altertum war das von litauischen Frauen gewebte Leinen in allen Bereichen des Lebens präsent, Männer ließen Waffen aus Kupfer schmieden und verwendeten Bernstein für Rituale, bei denen sie die Götter um Beistand für Arbeit und Kampf baten. Deswegen ist Bernstein schon seit vorchristlichen Zeiten ein Zeichen für die göttliche Welt, ein Merkmal für Transzendenz und die Spur von Übernatürlichem. Er verweist auf andere Welten: die des goldenen Zeitalters, himmlischer Schönheit, eines ehrenvollen Lebens nach dem Tod, ewiger Gesundheit und tiefer Weisheit. Deswegen hat das Interesse für den Bernstein über Jahrhunderte hinweg nicht abgenommen.

Bernstein
Der Bernstein wurde auch als Sonnenstein betrachtet. (c) UAB ANTILE

Nicht nur in Litauen ist das duftende und von vergangenen Zeitaltern geprägte erstarrte Harz eine Kostbarkeit. Laut Kazimieras Mizgiris wird Bernstein dann als Mineral bezeichnet, wenn er älter ist als 30 Millionen Jahre. Früher wurde Bernstein auf Sizilien noch in sehr kleinen Mengen gefunden, heute jedoch erschöpft sich die Bedeutung Sizilianischen Bernsteins in der Mythologie und der Dichtung. Bernstein findet man Hauptsächlich noch in Kanada, Kolumbien, Galizien, auf Grönland, auf Kamtschatka, in der Dominikanischen Republik, in Spanien, Syrien, im Libanon, in Japan, Mexiko, Kolumbien, der Ukraine, Polen, Russland und an anderen Orten.

Da Bernstein nicht an jedem Ort derselbe ist, sind auch die ihn begleitenden Legenden und Rituale sehr verschieden. Zum Beispiel wird der Sizilianische Bernstein auch Simetit genannt (nach den ersten Fundstellen an der Ufermündung des Flusses Simeto). Wie auch der Baltische Bernstein ist der Simetit gelblich, bräunlich und purpurfarben, seltener grünlich, bläulich oder gar goldfarben.

Bernsteinmuseum in Palanga
Bernsteinmuseum in Palanga. (c) UAB ANTILE

Baltischer Bernstein besteht zu 0,16 – 1,24 Prozent aus Schwefel, der Simetit enthält jedoch mehr Schwefel, nämlich 0,70 – 2,52 Prozent. Man sagt, dass der Sizilianische Bernstein beim Aushärten vom Ätna ausgesonderte Gase in sich angereichert hat. Hierher rühren auch die Unterschiede zwischen Baltischem Bernstein und Simetit. Wird Baltischer Bernstein erhitzt, so riecht er erfrischend nach Kiefernzweigen und versetzt uns in unserer Vorstellung an die rauschenden Küsten der Kurischen Nehrung. Der Simetit jedoch verströmt einen starken Schwefelgeruch und erinnert an die Schmieden des Hephaistos, wenn sie ihre Arbeit aufnehmen. Baltischer Bernstein schimmert im Dunkeln ruhig und sanft, Sizilianischer Bernstein hingegen zeichnet sich durch ein heftiges Leuchten aus (die heutige Wissenschaft bestreitet das Vorhandensein eines solchen Leuchtens). Wie dem auch sei, Schmuck und Ketten aus Sizilianischem Bernstein funkeln in der Sonne meist in mehreren Farben: leuchtend rot, gelb, grün und bläulich. In Sizilien werden Stücke des legendären funkelnden Simetits auch „Tränen der Heliaden“ genannt.

Liepaja

Liepaja ist eine alte Hafenstadt und liegt knapp 200 Kilometer westlich von Riga an der Ostsee, in der Region Kurzeme. Steinsammler und Schmuckfreunde kennen den Namen aufgrund der langjährigen Bernsteintradition.

Liepaja ist die drittgrößte Stadt in Lettland und liegt an der berühmten Bernsteinstraße. Manifest dieser Tradition ist die große Sonnenuhr aus Bernstein in verschiedenen Farben in der Innenstadt. Am Ostseestrand findet man heute noch nach stürmischen Nächten am nächsten Morgen schöne Steine!

Die Dreifaltigkeitskirche zählt zu den ganz großen Kulturgütern der Stadt. Der Innenraum ist vergoldet und präsentiert sich im schönsten Rokokostil. Die ehemals größte Orgel der Welt umfasst vier Manuale, 131 Register und arbeitet mit 7.000 Pfeifen!

Ansonsten scheint die Stadt nicht so recht zu wissen, wie sie sich entwickeln möchte. Alles scheint in Veränderung zu sein. Verfallender Sowjet-Charme neben schicken modernen Bars, barocke Häuser neben grauen Wohnquadern. Das Besatzungsmuseum wirkt sich auch nicht gerade förderlich auf die Urlaubsstimmung aus, es ist allerdings wirklich sehenswert. Die Ausstellung liefert einen geradezu beklemmend realistischen Einblick in die Zeit der Besatzung durch die Nationalsozialisten und die Sowjetische Armee. Dieses blutige Kapitel der Geschichte von Lettland wird in keinem anderen Land so authentisch und unzensiert geschildert.

Die Stimmung der Stadt Liepaja ist eigenartig, manche Reisende beschreiben sie gar als deprimierend. Und was passiert, wenn eine Stadt so viele emotionale Brennpunkte in sich trägt – und junge Einwohner mit musikalischem Talent?

Es entsteht ein Anziehungspunkt für gut gemachte, authentische Rockmusik. Was für westliche Jugendliche die Playstation ist, das ist hier die Gitarre. Computerlastige Dance- und Technomusik findet man kaum, hier wird gerockt. Die Stadt besitzt eine erstaunlich große, vielseitige und anspruchsvolle Nachwuchs-Szene, der musikalische Schwerpunkt liegt klar auf solider Rockmusik im Stil der 80er Jahre, auch der Grunge aus den 90ern sowie Einflüsse der britischen Musik aus den 60er Jahren inspirieren die jungen Musiker. Gesungen wird auf Lettisch, Russisch, manchmal Deutsch und Englisch. Der allgegenwärtige Konflikt zwischen Letten und Russen spielt hierbei überhaupt keine Rolle. Hauptsache, es ist laut. In jeder Straße gibt es Clubs, in denen Bands auftreten und kostenlos proben dürfen. Diese Clubs befinden sich manchmal auch in einer ehemaligen Sowjet-Soldatenunterkunft, einem Bordell oder einer alten Schule.

Auf einem großen Freigelände findet jedes Jahr im August das größte Rockfestival von Lettland statt, das „Liepajas Dzintars“. Der Titel bedeutet „Bernstein aus Liepaja“. Und dann gibt es das Rock-Café. Hier treten jeden Abend Bands aus ganz Lettland auf und sogar mancher internationale Künstler gibt hier inkognito manchmal ein Gastspiel!

Wer nach einer schlaflosen Konzertnacht am Strand entspannen oder Bernstein sammeln möchte, sollte das unbedingt tun, denn der Stadtstrand von Liepaja ist wirklich romantisch. Ansonsten gibt es nicht viel in der Stadt zu sehen, ein paar Boutiquen und Cafés, sowie einige Kunstgalerien, die regionale und europäische Künstler präsentieren und manchmal Schauplatz skurriler Parties sind…

Anreise & Transport nach Polen

Polen ist ein wichtiges Transitland. Bereits in der Antike und im Mittelalter führten wichtige Handelsstraßen durch das heutige Polen, wie z. B. die Bernsteinstraße, der europäische Abschnitt der Seidenstraße, die Handelsroute von Westeuropa nach Asien.

Straßenverkehr: Dem in Polen trotz wachsendem Individualverkehr immer noch sehr bedeutsamen öffentlichen Verkehr dient ein ausgedehntes Überlandbusnetz. Das Straßennetz ist zwar mittlerweile sehr gut ausgebaut, es fehlen aber noch zahlreiche Autobahnverbindungen, die wohl hoffentlich bis zum Start der Fussball EM 2012 fertiggestellt sind.

Bahn: In Polen treffen das europäische und das russische Gleissystem aufeinander, was Polen zum Drehkreuz des ost-westlichen Schienenverkehrs macht. Auch Verbindungen mit Deutschland sind gegeben.

Flugverkehr: Polen hat acht internationale Flughäfen: Warschau, Krakau, Katowice, Danzig, Posen-Lawica, Breslau, Stettin-Goleniow und Rzeszow. Die Anzahl der Fluggäste steigt seit der Öffnung des polnischen Luftverkehrs für Billigfluglinien rasant. Insbesondere die Angebote von Chartergesellschaften und Billigfliegern ändern sich häufig je nach Jahreszeit und verschiedenen Faktoren, siehe z. B. die aktuellen Angebote oder Last-Minute der bekannten Billigfluggesellschaften.

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