Forts & Festung

Mit dem Bau der Kaunasser Festung wurde im Jahr 1883 begonnen. Sie ist ein polygonales Verteidigungssystem, das dazu bestimmt war, die Westgrenze des russischen Imperiums zu befestigen. An den Zufahrtsstraßen zur Stadt wurden in regelmäßigen Abständen von etwa zwei bis zweieinhalb Kilometern sieben Forts errichtet. Bei der Modernisierung der Befestigungsanlagen in den Jahren 1902 bis 1913 wurde ein weiteres Fort, später IX. Fort genannt, gebaut. Die Forts waren alle von ähnlichem Aufbau: ringsherum eingeebnetes Territorium, jedes Fort umringt von tiefen Gräben, im Innern der Befestigung ein aufgeschütteter Schutzwall. Die Forts waren so angelegt, dass sie den Feind ins Kreuzfeuer nehmen konnten. Zwischen den Befestigungen waren Artilleriebatterien stationiert. Die Verbindungswege zwischen den Forts waren zur Tarnung mit Pappeln bepflanzt. Die Kaunasser Festung war eine der vier wichtigsten russischen Festungen. Dennoch verlor sie ihre Verteidigungsbedeutung noch im Jahr 1915, als das Heer des deutschen Kaisers sie innerhalb von 11 Tagen einnahm.

Nach dem Ersten Weltkrieg begann man, die Forts für neue Aufgaben zu nutzen und diesen entsprechend anzupassen. In einigen wurden Werkstätten, Archive und Sozialwohnungen eingerichtet. Das I., das VI. und das IX. Fort dienten als Gefängnisse.

Während des Zweiten Weltkriegs nutzte das Naziregime die Kaunasser Forts schon von den ersten Tagen der Besatzung an zur Massenvernichtung der Juden und anderer „unliebsamer“ Personen. Im Juni des Jahres 1941 wurden fast 3 000 Juden im IV. und VII. Fort erschossen. Bald darauf wurden im VI., im VII. und im IX. Fort Konzentrationslager eingerichtet.

Im IX. Fort wurden zwischen 1941 und 1943 ca. 80 000 Menschen ermordet. Da das Gelände nach dem Zweiten Weltkrieg fast unverändert erhalten geblieben war, wurde im Jahr 1959 die Einrichtung eines Museums beschlossen. Von 1976 bis 1984 erfolgte ein Umbau des Museums zu einer Gedenkstätte. Diese umfasst eine Fläche von etwa 32 Hektar. Ihre Hauptachse ist ein Betonweg, der alle Gebäude der Gedenkstätte miteinander verbindet. Die Architekten Gediminas Baravykas und Vytautas Vielius sowie der Bildhauer Alfonsas Ambraziunas ließen sich bei der Konzeption des Hauptgebäudes vom Motiv der aufgebrochenen Erde leiten. Aus der Ferne sind drei große Skulpturengruppen, dramatisch in Szene gesetzt, zu sehen. Sie sollen an die Tragödie, die sich in den Forts abgespielt hat, erinnern.

Das Museum im 9. Fort von Kaunas am Zemaiciu pl. 73, LT-47435, Kaunas, befinden sich Museumsbestände und Sammlungen zum Genozid und Holocaust, die während der Sowjet- und der Naziokkupation verübt wurden.
Auch der Keller und die Festungsmauer im IX. Fort können im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Die Länge der Keller und der Festungsmauer beträgt einen Kilometer. In den Kellern befindet sich eine Ausstellung über Kanonen und Munition aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Öffnungszeiten:
1. April – 31. Oktober: Montag, Mittwoch – Sonntag 10.00–18.00 Uhr.
1. November – 31. März: Mittwoch – Sonntag 10.00–16.00 Uhr.

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