Der Mai ist Wandersaison

Nach kalten, grauen und harten Wintern in Litauen, erwacht im Frühling das Land zu neuer Blüte. Im Mai bei knapp 20 Grad und immer mehr werdenden Sonnenstunden hält Besucher und Urlauber Litauens nichts mehr in Museen oder historischen Sehenswürdigkeiten. Raus in die Natur. Denn Litauen hat eine wunderschöne und unberührte Natur zu bieten, die unter Baltikum-Urlaubern besonders beliebt ist. Sowohl Litauens raue Ostseeküste oder seine sanften See- und Hügellandschaften, die Natur in dem baltischen Staat ist atemberaubend schön, die am besten zu Fuß erobert werden kann. Auf unterschiedlich schweren Wanderwegen durch alle Landschaftsteile des Landes, können Wanderurlauber ab Mai das Land auf ihre eigene Art entdecken.

Wanderweg

Nationalpark Aukstaitija

Der Nationalpark Aukstaitija ist der älteste Nationalpark Litauens und ist mit seinen rund 400 Quadratkilometern so groß, dass er insgesamt 126 Seen, mehrere bewaldete Inseln und Flüsse beherbergen kann. Auch Weidelandschaft und andere kulturelle Sehenswürdigkeiten sind dort zu erkunden. In dem Park, der mit seinen gepflegten Wegen zum Wandern einlädt, sind 60% aller Pflanzenarten Litauens vertreten und auch die reiche Fauna lässt sich für Wanderer gerne blicken.

Eichwanderweg

Der Eichenwanderweg führt durch einen der größten und ältesten Eichenwälder Litauens: Der Eichenwald von Dūkštos. Begeisterte Wanderer können sich in seinen 302 ha mit bis zu 200 m hohen Eichen im Staunen üben. Auf dem Lehrpfad des Eichenwalds werden Wanderer durch Informationstafeln über Besonderheiten, seine Bäume, Sträucher und besonderen Pflanzenarten begleitet und aufgeklärt. Der Wanderweg führt am Ende zu einem riesigen Stein am Rande des Eichenwaldes, auf dem Schriftzeichen zu sehen sind, die bis heute nicht entschlüsselt werden konnten und jedem ein Rätsel aufgeben.

Juodkrantė

Juodkrantė, oder zu Deutsch Schwarzort, ist ein Hexenberg auf der vorgelagerten Landzunge in Westen des Landes, der vor der Küste Litauens in der Ostsee liegt. Vom Hexenberg aus kann man sowohl auf die weite Ostsee blicken, als auch auf das Kurische Haff. Eine Wanderung dorthin ist geprägt von Mythen, Erzählungen über Hexen und Teufel und litauische Erzähltradition. Der Berg ist durch jahrhundertelange Einflüsse der Natur in zwei Teile geteilt worden: Die eine Seite ist hell und weit – dort leben die guten Geister, die ihre Wurzeln in der litauischen Mythologie finde. Auf der engen und finsteren Seite des Berges lauern Hexen und andere teuflische Gestalten. Selbst Luzifer will hier schon erblickt worden sein. Diese drei Wanderrouten sind nur wenige Beispiele für zahlreiche Nationalparks und Wandergebiete, die erkundet werden wollen.

Litauen & Co. – Das Baltikum ist bei Touristen immer beliebter

Das Baltikum konnte sich schon immer großer Beliebtheit bei Urlaubern auf der ganzen Welt erfreuen. Die unvergleichliche Natur, die kulinarische Vielfalt und die Herzlichkeit der Einheimischen sind nur einige der Aspekte, die Litauen und Co. zu beliebten Reisezielen machen. Doch vor allem in letzter Zeit können sich die baltischen Länder über steigende Touristenzahlen freuen.

Dünen in Neringa

Dünen in Neringa.

Deutlicher Anstieg von Übernachtungen

Im Jahr 2017 haben Hotels und andere Unternehmen, die Gäste beherbergen, im Vergleich zum Vorjahr eine weitaus höhere Anzahl an gebuchten Übernachtungen melden können. Nach Angaben von Eurostat waren es insgesamt mehr als 18,5 Millionen Übernachtungen. Dies bedeutet gegenüber 2016 ein Plus von 5,1 Prozent.

Litauen als Spitzenreiter

Am meisten hat von der steigenden Beliebtheit Litauen profitiert. In den letzten 12 Monaten übernachteten mehr 3,4 Millionen ausländische Gäste in diesem Land. Dies bedeutet einen Zuwachs von 3,9 Prozent. Geht es um Einheimische, so waren es mehr als 3,8 Millionen Übernachtungen, die gebucht wurden. Das Plus im Vergleich zum Vorjahr liegt hier bei 2,8 Prozent.

Wachsende Beliebtheit zeigt sich auch in der Flugstatistik

Vor allem die Fluggesellschaft airBaltic hat von den steigenden Touristenzahlen profitiert. Mit rund 3,5 Millionen Passagieren hat die Airline die höchste Anzahl der beförderten Reisenden in ihrer Geschichte erreicht. Auch die baltische Reederei Tallink konnte mit 9,7 Millionen Passagieren ein Rekordjahr verzeichnen.

Russlands militärische Muskelspiele: Bleibt Litauen sicher?

Seit einigen Monaten sind Reisende, die das Baltikum entdecken möchten, etwas verunsichert. Der Grund dafür sind die Muskelspielchen, die der russische Präsident Vladimir Putin an der Grenze zum Baltikum veranstaltet. Experten vermuten sogar, dass sich Putin nach der Annexion der Krim auch Estland, Lettland und Litauen wieder einverleiben möchte. Die Anzeichen in den vergangenen Monaten sprechen zumindest nicht dagegen.

War die Unabhängigkeitserklärung rechtens?

Wie die Nachrichtenagentur Interfax bereits im Juli berichtete, wurden die Unabhängigkeitserklärungen der baltischen Staaten durch die russische Generalstaatsanwaltschaft geprüft. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hatten sich die baltischen Staaten Anfang der 1990er Jahre von der Sowjetunion für unabhängig erklärt. Diesen Vorgang halten die russischen Verfassungshüter nun im Nachhinein für illegal. Der Grund: Bestätigt worden seien die Erklärungen 1991 von einem Regierungsorgan, dem hierfür die Befugnis gefehlt habe. Ähnlich wurde im Fall der Krim argumentiert, nachdem die Schenkung der Halbinsel an die Ukraine anno 1954 illegal gewesen sei.Litauen Frieden

Untermauert ein Militärmanöver den Anspruch?

Anscheinend um diesen Anspruch zu untermauern, wurde im September von Russland und Weißrussland ein gemeinsames Militärmanöver an der Grenze zum Baltikum abgehalten. Das Szenario: Die fiktive Republik von Weischnoria hatte ihre Abhängigkeit von Weißrussland erklärt und wird in diesem Bestreben von den – ebenfalls fiktiven – Republiken Lubenia und Wesbaria unterstützt.
Insgesamt hatten bei diesem Manöver 12.700 Soldaten an sechs Truppenübungsplätzen in der Nähe von Minsk für den Ernstfall trainiert. Zwar hatte der Kreml erklärt, dass das Manöver einen „rein defensiven Charakter“ habe, daran haben jedoch sowohl die NATO als auch die Nachbarstaaten ihre Zweifel. Deshalb wurden die Armeen der baltischen Staaten in Alarmbereitschaft versetzt und die USA haben sowohl Kampfflugzeuge als auch Kriegsschiffe nach Osteuropa verlegt.

Tourismus in Litauen: Mehr Besucher in 2017

Das Ministerium für Tourismus in Litauen hat die Zahlen des ersten Halbjahres ausgewertet. Immer mehr Besucher strömen nach Litauen, um Land und Leute, Kultur und Natur kennenzulernen.

Anhand der statistischen Daten des Ministeriums für Tourismus sind in der ersten Hälfte des Jahres 7,7% mehr Besucher nach Litauen gekommen. Insgesamt haben 1,29 Millionen Menschen ihren Urlaub im südlichsten Land des Baltikums verbracht. Etwa 46% davon waren Einheimische, 54% waren Besucher aus dem Ausland, die meisten aus Belarus, Deutschland und Polen. aber auch die Zahl der Touristen aus Großbritannien, USA, Frankreich und Italien hat zugenommen.

Kooperation statt Konkurrenz

Die Baltischen Staaten, Litauen, Estland und Lettland, arbeiten gemeinsam daran, den Tourismus im Baltikum voranzutreiben. Bei der Tourismusmesse Baltic Connecting Anfang September präsentieren sich die baltischen Staaten interessierten Tourismusunternehmen. Im Sinne von Kooperation statt Konkurrenz werden Touristen dazu eingeladen, alle drei Staaten zu besuchen. Das lohnt sich vor allem für Besucher, die aus großer Entfernung anreisen. Das Baltikum möchte mehr Interessierte auch in China, Japan oder Korea ansprechen. Die Zahlen für die Hauptsaison in Juli, August und September liegen natürlich noch nicht vor, doch sicherlich werden die Zahlen des ersten Halbjahres noch einmal getoppt werden. Schließlich ist ein Besuch des Baltikums mit seinen malerischen Städten, der atemberaubenden Natur und den Ostseestränden für jeden ein einmaliges Erlebnis.

 

 

 

Estland

Estland liegt im östlichen Nordeuropa im Baltikum. Das Baltikum, bestehend aus den Ländern Estland, Lettland und Litauen, wird von den Europäern als ein Teil von Osteuropa bezeichnet. Allerdings ist es eher so, dass der geographische Mittelpunkt von Europa in der Nähe der litauischen Hauptstadt Vilnius liegt.

Hauptstadt: Tallinn
Amtssprache: Estnisch
Einwohner: 1.341.000
Fläche: 45.227 Quadratkilometer
Estland Währung: EUR
Autokennzeichen: EST
Telefon-Vorwahl: +372
Zeitzone: MEZ + 1 Stunde

Estland das Land der Gegensätze

Historische Bauten wechseln sich mit moderner Architektur ab. Städte wuchsen zu touristischen Hochburgen, und vor einer mittelalterlichen Kulisse läuft das geschäftige Treiben in modernen Großstädten ab. Während dessen gibt es außerhalb der Städte viele Wälder und unberührte Natur. Die Moorlandschaften sind wunderschön. Ein großer Teil von Estland ist dicht bewaldet, zusätzlich findet man viel landwirtschaftliche Nutzung.

Die Ostseeküste von Estland ist überwiegend flach, mit zahlreichen Inseln und unzählige Seen. Heute macht der Tourismus in Estland einen großen Teil der gesamten Wirtschaft des Landes aus, denn ein Urlaub an der Ostseeküste im Kurort Pärnu, oder eine Städtereise nach Tallinn sind sehr beliebt.

Die Hauptstadt von Estland, Tallinn, ist einer der mittelalterlichen Städte, die in ganz Europa am besten den Jahren trotzen konnte, und sehr gut erhalten geblieben ist. Eine sehr markante Sehenswürdigkeit ist hier die Estonia-Gedenkstätte. Im Gedenken an den Untergang der Fähre Estonia wurde hier eine Skulptur gestaltet und dieser Tragödie gewidmet. Weitere Sehenswürdigkeiten in Tallinn sind das sich am Stadtrand befindliche Schloss Katharinental, sowie natürlich die mittelalterliche Altstadt mit ihren Stadtmauern und Türmen, welche zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.

Ein Besuch der verschiedenen Städte des Landes (siehe Tartu, Narva und Kothla-Järve) ist immer lohnenswert, denn hier gibt es zahlreiche Museen, Baudenkmäler und wunderschöne Altstädte zu bewundern. Estland und das Baltikum wurde im Laufe der Geschichte von sehr vielen unterschiedlichen Nationen regiert, daher findet man deren Einfluss natürlich überall im Land, am meisten aber in der estländischen Küche.

Die Kultur in Estland ist, ähnlich auch wie die Kultur der anderen baltischen Staaten, eng mit der Musik verknüpft. In Estland spiegelt sich diese Musikverbundenheit in zahlreichen Chören wieder. Jedes Jahr finden zahlreiche Sing- und Liederfestivals statt, die einhergehen mit sehr aufwändig gearbeiteten Trachten. Ein Theater- oder Konzertbesuch sollten sie nicht versäumen.

Die estnische Sprache besitzt eine enge Verbundenheit mit der finnischen Sprache, aber interessanterweise gibt es keine Ähnlichkeiten zur lettischen oder litauischen Sprache. Unter der estnischen Bevölkerung ist rund ein Viertel von der Abstammung her russischsprachig.

Jurmala

Knapp 10 Kilometer südlich der Hauptstadt Riga liegt Jurmala. Der Name heißt auf lettisch „Strand“, und tatsächlich ist Jurmala eigentlich keine Stadt, sondern ein Zusammenschluss vieler Dörfer, die alle in einer Reihe am Ostseestrand angesiedelt sind: Priedaine, Asari, Lielupe, Bulduri, Kemeri, Vaivari, Dzintari, Majori, Dubulti, Jaundubulti, Pumpuri, Melluzi, Jaunkemeri und Sloka. Zusammen bilden sie unter dem Namen Jurmala die fünftgrößte Stadt in Lettland.

Strand von Jurmala, (c) swetlana_k, pixelio.de

Strand von Jurmala, (c) swetlana_k, pixelio.de

Der Riga’sche Meerbusen der Ostsee begeistert Touristen mit seinem 32 Kilometer langen feinsandigen, weißen Strand, der von Kiefernwäldern und Dünen gesäumt wird. Er zählt zu den schönsten Stränden im Baltikum. Da es hier immer etwas windig ist, lieben insbesondere Surfer die Strände. Das offene Meer ist aber nichts für Anfänger oder Kinder, denn hier gibt es Strömungen und einen manchmal gefährlichen Wellengang!

Einzigartig ist Jurmala durch seine vielen bunten Sommerhäuser aus Holz, die Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut wurden. Diese teilweise schlichten, teils aber auch beeindruckend schönen Villen sind völlig unterschiedlich gestaltet, es gibt keine zwei Häuser, die gleich aussehen. Manche wirken wie kleine Schlösser. Das schafft ein luxuriöses Ambiente am Strand. Ursprünglich waren sie als Urlaubshäuser für die Reichen Rigaer und Sommergäste aus Moskau gedacht, die hier ihre Sommer verlebten. Der Erste Weltkrieg stoppte den Urlauber-Zustrom, doch in den 20er und 30er Jahren florierte der Ort bereits wieder. Und zu Zeiten der Sowjetunion besuchten jährlich über 300.000 Touristen das kleine Ostseebad. Einen weiteren Knick in der Erfolgsgeschichte bildete nicht etwa der Zweite Weltkrieg, sondern ein Giftskandal in den 80er Jahren. Die Rigaer Bucht war von giftigen Abwässern so stark verschmutzt worden, dass Fischbestände verschwanden und das Baden lebensgefährlich wurde. Dank einer großangelegten Reinigungsaktion und einem konsequenten Naturschutzprogramm ist die Bucht aber seit Mitte der 90er Jahre wieder in einem sehr guten Zustand, und die Wasserqualität einwandfrei. In Sachen Umweltbewusstsein ist Lettland aber noch lange nicht auf dem Stand von Westeuopa.

Typische Architektur in Jurmala, (c) swetlana_k, pixelio.de

Typische Architektur in Jurmala, (c) swetlana_k, pixelio.de

Heute ist Jurmala auch für Gäste mit kleinem Geldbeutel erschwinglich. Es kommen Familien mit Kindern aus Deutschland und Skandinavien hierher, aber auch viele Kurgäste. Jurmala ist nämlich auch ein anerkannter Kurort: Dem schwefelhaltige Heilschlamm und den Mineralquellen werden zahlreiche Heilwirkungen zugeschrieben. Und so brechen an warmen Tagen im Sommer hunderte Städter aus Riga nach Jurmala auf, um Sonne und Strand zu genießen. Alle zehn Minuten fährt ein Regionalzug von Riga nach Jurmala. Die Fahrt dauert zwischen 35 und 40 Minuten und führt durch schöne Fichtenwälder. Als Autofahrer bezahlt man bei der Einfahrt in die Stadt eine Kurtaxe von 1 Lats pro Tag. Man braucht aber nicht unbedingt ein Auto in dieser Gegend. In der Stadt selbst kommt man am besten zu Fuß oder mit dem Rad voran. Am Bahnhof kann man günstig Fahrräder mieten.

Das Leben spielt sich ohnehin meist im Zentrum „Majori“ ab. Hier lädt eine schön gestaltete Fußgängerzone mit dem Namen „Jomas“ zum Shoppen und Bummeln ein. Abends findet hier ein reges Nachtleben statt, das im Gegensatz zu Riga noch nicht von Kriminalität beeinträchtigt wird. Es gibt zahlreiche Bars und Kneipen, in vielen wird Live-Musik gespielt, und das Bier kostet meist weniger als einen Euro.

Ein Heimatmuseum in Mahori schildert anschaulich die Entstehungsgeschichte der Stadt und des Strandlebens von der Gründung bis heute. Die Darstellung der damaligen Strandmode wirkt manchmal geradezu komisch.

Ein weiteres Museum, allerdings im Freien, erwartet den Besucher in Lielupe. Hier bekommt man einen Eindruck vom leben der Fischer im 19. Jahrhundert. Auch befindet sich in diesem Örtchen das ehemalige Sommerhaus der bekannten lettischen Dichterin Aspazija.

Auch eine Besichtigung des „Weißen Schlosses“ im Ort Kemeri sollten sich Kulturfreunde nicht entgehen lassen! Es handelt sich streng genommen nicht um ein Schloss, sondern um den 1936 errichteten Kurpalast, der aber aufgrund seiner verspielten Architektur wahrhaftig wie ein Schloss wirkt.

Für Familien mit Kindern ist der Wasserpark im benachbarten Vaivari ein beliebter Anziehungspunkt. Fünf Wasserrutschen eine Sauna und zwei beheizte Becken laden zum Toben ein und sind eine gute Alternative für alle, denen das Meer zu kalt oder zu gefährlich ist.

Übernachten kann man hier mit viel Stil und in gepflegtem Ambiente im Baltic Beach Hotel. Das traditionsreiche Kurhotel ist nicht nur schön, es wurde auch in den letzten Jahren zu einem modernen und gut ausgestatteten Wellness-Zentrum umgebaut, in dem auch anspruchsvolle Gäste sich rundum verwöhnen lassen können.

Jelgava

Jelgava hört auf gleich drei verschiedene Namen: die deutsche Bezeichnung Mitau, die lettische Zemgala, und den aktuellen Namen Jelgava. Sie liegt im Zentrum von Lettland, in Semgallen, einer sehr fruchtbaren und grünen Ebene entlang des Flusses Lielupe. Mit dem Auto fährt man rund 45 Minuten von Riga aus nach Süden auf der E77.

Mit 67.000 Einwohnern ist Jelgava die viertgrößte Stadt in Lettland und verfügt wie alle lettischen Städte über eine lange Tradition. Dabei leben hier überdurchschnittlich viele junge Menschen. Jelgava ist eine Studentenstadt, die meisten studieren an der landwirtschaftlichen Universität des Landes. Diese befindet sich in einem der prächtigen Gebäude vom ganzen Baltikum, dem Jelgava-Barockschloss.

Um eine Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte zu verhindern, legen die Stadtplaner seit Jahren großen Wert auf eine konsequente Entwicklung des Kultur- und Sportprogramms. Das wirkt sich auch positiv auf den Tourismus in Jelgava aus, der wiederum Arbeitsplätze und Aushilfsjobs schafft, mit dem sich die Studenten finanziell über Wasser halten können. So ist eine Art grundsätzliche Zweckfreundschaft zwischen Touristen und Studenten entstanden, weshalb man überall leicht miteinander ins Gespräch kommt (ohne dabei wie in Riga gleich an Trickbetrüger denken zu müssen).

Im Jahr 1265 wurde anlässlich der Stadtgründung eine Holzburg durch die deutschen Kreuzritter des Livländischen Ordens errichtet. Kurz darauf entwickelte sich ein Handelszentrum mit vielen Siedlungen und Handwerkern. Seit dem 13. Jahrhundert lebten hier die Herzöge des kurländischen Adels und sorgten für einen gewissen Wohlstand, weshalb Jelgava bereits 1573 die Stadtrechte verliehen bekam. Herzog Johann Brilon beauftragte seine Baumeister, anstelle der alten Burg das Barockschloss zu errichten, das heute die landwirtschaftliche Universität beherbergt.

Ab 1795 stand Jelgava zwar unter russischer Herrschaft, blieb aber das politische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Herzogtums. Wie in vielen anderen lettischen Städten, so richtete der Zweite Weltkrieg auch hier große Zerstörung an. Doch die Stadt wurde wieder aufgebaut, glücklicherweise weitgehend im Original-Baustil.

In der Altstadt von Jelgava sieht man viele hervorragend erhaltene, herrschaftliche Adelshäuser. Dank der vielen Studenten und Touristen hat sich hier ein unterhaltsames Nachtleben entwickelt, es gibt Bars und Kneipen, Musikclubs und Galerien – und da Jelgava wie fast alle Städte in Lettland keine Sperrstunde kennt, kann man hier trotz aller Beschaulichkeit die Nacht zum Tag machen…

Im Umland von Jelgava stolpert man über die üblichen Sowjet-Hinterlassenschaften: Plattenbauten, Kraftwerke und Industrieanlagen. Doch es gibt Lichtblicke: Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit wurde kürzlich ein umfassendes Förderprojekt für die Stadt Jelgava auf den Weg gebracht: die Sanierung des Fernwärme-Netzes. Das Rohrsystem wurde erneuert, alte Brenner durch moderne Anlagen ersetzt und ein veraltetes Kohlekraftwerk verschrottet. Ebenfalls wurden an über 600 Wohnungen Dämm-Maßnahmen subventioniert. So werden künftig 92% der Energieverluste eingespart. Dieses ist nur eines von vielen Partnerprojekten zwischen Deutschland und Lettland, welches das Umweltbewusstsein in Lettland fördern soll.

Zimmer bekommt man wie in jeder Studentenstadt zum kleinen Preis, zu Semesterbeginn sind allerdings traditionell fast alle preiswerten Unterkünfte ausgebucht. Im Drei-Sterne-Hotel Jelgava kann man ab 62 Euro inklusive Frühstück in einfachen, aber gepflegten Zimmern übernachten. Westlichen Luxus darf man natürlich nicht erwarten.

Sehenswürdigkeiten in Lettland

Die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten von Lettland zeigen sich an vielen, ganz unterschiedlichen Orten. So gibt es allein 100 historische Stätten, welche anschaulich die bewegte, lettische Geschichte erzählen.

Burg von Turaida, (c) bretagne_32, pixelio.de

Burg von Turaida, (c) bretagne_32, pixelio.de

Da wäre zum Beispiel das Schloss Rundale in der Nähe von Bauska. In vielen Reiseführern wird es das „Versailles der Ostsee“ genannt, und in der Tat ist die Architektur vergleichbar. Die weitläufige Anlage wurde 1767 erbaut. Leider hat der erste Schlossherr die Innenausstattung vor seiner Flucht wegschaffen lassen. Doch auch ohne die damals üblichen, prachtvollen Accessoires und Möbel lohnt eine Besichtigung.

Das Schlossmuseum präsentiert viele Schätze aus der glanzvollen Vorzeit des Schlosses, und im Landschaftspark kann man herrlich spazieren gehen und die Architektur von weitem genießen. Direkt nebenan lädt das Museum für angewandte Kunst zur Besichtigung ein.

Eine weitere historische Attraktion und Sehenswürdigkeit ist die Pfahlbauten-Siedlung im See Araisi. Diese altlettische Siedlung stammt aus der späten Eisenzeit im 9. Jahrhundert. Wer wissen möchte, wie man in Lettland vor über 1.000 Jahren lebte, kann sich hier einen faszinierenden Eindruck verschaffen.

Gutmannshöhle bei Sigulda, (c) bretagne_32, pixelio.de

Gutmannshöhle bei Sigulda, (c) bretagne_32, pixelio.de

Im Gauja-Tal Nähe der Stadt Sigulda kann man nicht nur sehr gut Kanufahren und ausgiebig wandern, sondern auch Höhlen mit Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert besichtigen. Ursprünglich diente das Tal als natürliche Grenze zwischen den deutschen Ordensrittern und den Streitkräften des Erzbischofs von Riga. Heute zählen die vielen Höhlen, Burgen und der Gauja-Nationalpark zu den bekanntesten Touristen-Attraktionen und Sehenswürdigkeiten in Lettland.

Ein lohnendes Ausflugsziel ist auch die mittelalterliche Burg in Cesis, in der Nähe des Flusses Gauja auf dem Nussberg. Erbaut in den Jahren 1207 bis 1209, trotzte die Burg allen Eroberern und Katastrophen. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts überfiel der russische Zar Iwan der Schreckliche das Idyll, danach lag Cesis mal unter polnischer, dann unter schwedischer Herrschaft. Bis heute ist die Burg das Wahrzeichen der kleinen lettischen Stadt.

Eine Sehenswürdigkeit der ganz anderen Art ist das Zentrum für Radioastronomie in Irbene. Der ehemalige Militärstützpunkt der Roten Armee verfügt über zwei Radioteleskope, die noch heute genutzt werden, allerdings für rein wissenschaftliche Zwecke. Eines dieser Teleskope hat immerhin einen Durchmesser von 32 Metern und ist damit das größte in Nordeuropa. Die beiden monströsen Antennen und der unförmige, leicht verwitterte Betonbau wirken in der freien Natur wie eine Science-Fiction-Filmkulisse. Allein das skurrile Ambiente ist einen Ausflug wert!

Ebenfalls mysteriös erscheinen die Sandhöhlen-Labyrinthe des Flusses Riezupe. Die teils unterirdischen Gänge verzweigen sich rund 460 Meter weit und bestehen aus dem selben Material, das für die Herstellung von Glas verwendet wird. Die Führung bei Kerzenlicht ist ein ganz besonderes Erlebnis. Alleine sollte man hier keinesfalls auf Entdeckungstour gehen, zu groß ist die Gefahr, sich zu verlaufen. Ein warmer Pulli sollte immer mit dabei sein, denn in den Höhlen ist es auch im Sommer ziemlich kalt.

Touristenattraktion und liebenswertes Kuriosum zugleich ist die 1903 erbaute Schmalspurbahn Gulbene-Aluksne samt Dampflok, die noch heute auf einer Strecke von 33 Kilometern fährt. Dies ist die einzige noch aktive Schmalspur-Eisenbahn im gesamten Baltikum. Man kann die Fahrt auch gleich mit einer Besichtigung der alten Bahnhofsgebäude und einem Besuch im Freilichtmuseum in Ate verbinden.

Und noch eine Seltenheit: das Ernst-Glück-Bibelmuseum in Aluksne. Es ist das einzige Bibelmuseum in Europa und wurde zu Ehren des Pfarrers Ernst Glück gegründet, der als erster Geistlicher eine christliche Bibel ins Lettische übersetzte. Hier befinden sich sehr seltene und wertvolle Bibel-Ausgaben, zum Beispiel die Faksimile-Ausgabe der Bibel aus dem Jahre 1694.

Wer das authentische, etwas rustikale Hafenambiente liebt, sollte sich die Hafenstädte Liepaja und Ventspils ansehen. In Liepaja befindet sich die Heilige Dreifaltigkeitskirche, die Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde. Sie beherbergt prächtige Rokoko-Schnitzereien und die einst größte Orgel der Welt. Es finden regelmäßig Orgelkonzerte statt. Riga vereint die lettische Tradition und Kultur, modernen westlichen Zeitgeist, Wirtschaft und Politik. Gleichzeitig ist die Stadt der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im Baltikum.

Der Strand von Vidzeme hat mit einem Badestrand nicht viel zu tun, ist aber dennoch hochinteressant: Hier liegen riesige, rote Findlinge auf einer Strecke von 14 Kilometern. Der größte ist 4 Meter hoch und über 200 Meter land, mit tiefen Höhlen und Grotten, die man sogar begehen kann.

Wer sich ein wenig mit der lettischen Kultur auseinandersetzt, stellt fest: Hier achtet man sehr auf Zeichen und Traditionen. Deshalb sind trotz der verheerenden Plünderungen und Zerstörung durch Kriege erstaunlich viele der historischen Stätten erhalten. So würde eine lettische Behörde niemals eine Zugstrecke genehmigen, die über einen ehemaligen Friedhof oder eine mittelalterliche Siedlung führt, wie es z.B. in Deutschland völlig normal ist. Auch hat man in Lettland bis heute die Steinblöcke erhalten, die auf Beerdigungsstätten von Pest-Toten hinweisen. Dieser Besonnenheit ist es auch zu verdanken, dass der historische Stadtkern der Hauptstadt Riga 1997 endlich als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt wurde und somit unter Denkmalschutz steht.

Essen und Trinken in Lettland

Die lettische Küche ist nichts für Kalorienzähler und Vegetarier! Man kocht deftig und herzhaft, mit viel Butter, Sahne, Schmalz und Speck. Leichte Fischgerichte oder Salate sind eher selten bei einem lettischen Menü.

Die traditionellen Rezepte sind stark von der bürgerlichen deutschen Küche, aber auch von der russischen und polnischen Küche beeinflusst. So gibt es in Lettland überall das russische „Borschtsch“. Sehr beliebt sind kräftige Suppen mit Gemüse, Brot und Milch vor dem Essen. Danach geht es weiter mit herzhaftem Schweinefleisch, Lamm oder Rind. Typische Beilagen sind graue Bohnen, Kümmelkäse, Beeren und Pilze, dazu gibt es gebutterte Kartoffeln mit viel Sahne.

Eine Spezialität sind die saftigen „Cepelinai“: mit Hackfleisch gefüllte Kartoffelklöße. An hohen Feiertagen und zu Weihnachten serviert man traditionell Schweineschnauze mit Erbsen und Specktaschen. Die russischen Blinys gehören ebenfalls zu einer typisch lettischen Mahlzeit. Diese leckeren kleinen Pfannküchlein werden mit Rahm, Mehl und Eiern zubereitet, es gibt sie wahlweise als Hauptspeise mit Hackfleisch oder als Dessert mit Beeren und Quark gefüllt. Dazu trinkt man Kaffee und starken schwarzen Tee mit Sahne im Glas, der wie in Russland mit zwei Löffeln Kirschmarmelade gesüßt wird.

Das lettische, selbstgebraute Bier gilt bei Bierkennern aus Deutschland als Geheimtipp. Die lieblichen bis süßen Weine in lettischen Restaurants stammen meist aus Georgien oder Russland. Für deutsche Weinliebhaber, die eher die trockenen Sorten mögen, eignen sich diese Weine nur als Dessertwein, aber nicht als Getränk zum Essen. Eine lettische Spezialität ist der „Rigas Balzams“, ein tiefschwarzer Kräuterlikör, der es in sich hat und auch als Grundlage für Cocktails verwendet wird. Außerdem ist das Baltikum berühmt für seine vielen Imkereien, die den Honig für zahlreiche Liköre und Metsorten liefern.

Anreise und Transport in Lettland

Mit dem Flugzeug nach Lettland: Billigflüge nach Riga gibt es von den meisten deutschen Flughäfen aus. Die Billiglinien haben Lettland als Reiseziel entdeckt und bieten zu bestimmten Zeiten zahlreiche Billigflüge nach Lettland an. Vom Flughafen Riga aus sind es ca. 13 Kilometer bis in die Innenstadt. Wer keinen Mietwagen direkt am Flughafen in Empfang nimmt, kann den Bus ins Zentrum benutzen, der alle 10-30 Minuten fährt und für den Weg knapp 20 Minuten braucht.

Mit dem Zug: Die einzige tägliche Zugverbindung von Deutschland aus führt von Berlin über Warschau nach Lettland. Außerdem gibt es einen Nachtzug über Minsk nach Riga. Hierfür ist allerdings für deutsche Staatsbürger ein belarussisches Transitvisum erforderlich! Dies kann man sich bei Pauschalreisen über ein Reisebüro besorgen lassen. Das Visum kostet aber zwischen 30 und 115 Euro pro Fahrt (also das doppelte, wenn man die selbe Strecke wieder zurück fährt!) und muss mindestens 10 Tage vor Reiseantritt beantragt werden. Es empfiehlt sich daher die visumfreie Tages-Strecke über Warschau. Das Eisenbahnnetz in Lettland ist gut, die Züge allerdings sehr alt und manchmal in etwas heruntergekommenem Zustand. Dafür sind die Preise für Fahrten innerhalb von Lettland und in die anderen Baltikum-Länder sehr günstig.

Mit dem Auto: Aus den Nachbarländern Estland, Litauen, Russland und Weissrussland erreicht man Lettland auf gut ausgebauten Hauptstraßen mit dem Auto. Von Deutschland aus fährt man am besten über die Via Baltica (E67). Diese verbindet Deutschland mit Finnland und führt rund 1.500 Kilometer durch Polen und die Baltischen Staaten, vorbei an der Bernsteinküste und schließlich nach Tallin am Finnischen Meerbusen. Zwischen Polen und Litauen gibt es zwei Grenzposten: Kalvarija und etwas weiter südlich Lazdijai. Wer sich für die Landschaft und Natur von Lettland interessiert und darüber hinaus keine Lust auf Wartezeiten in LKW-Kolonnen hat, sollte unbedingt den südlichen Grenzübergang Lazdijai nutzen, denn dieser liegt idyllischer als der nördliche und ist außerdem für den Schwerlastverkehr gesperrt.

Ganz wichtig:
Das Fahrzeug muss technisch absolut einwandfrei sein, denn wer auf der Via Baltica mit Defekten erwischt wird, zahlt hohe Bußgelder! In manchen Fällen, insbesondere bei Reisebussen, Wohnmobilen und Gespannen mit Wohnwagen, kann sogar die Weiterfahrt verboten werden. Wer nicht im eigenen Auto unterwegs ist, sondern sich von Bekannten oder der Familie einen Wagen leiht, braucht eine schriftliche und notariell beglaubigte Vollmacht, die bestätigt, dass das Auto nicht etwa gestohlen, sondern rechtmäßig und mit dem Wissen des Eigentümers ausgeliehen wurde. Auch der Nachweis einer bestehenden Haftpflichtversicherung für das Fahrzeug muss mitgeführt werden. Im Zweifelsfall unbedingt vor Abreise in der Konsularischen Abteilung des Außenministeriums nachfragen. Auch der ADAC oder der Automotorverein Lettland helfen weiter.

Mit dem Schiff: Lettland blickt auf eine Jahrhunderte alte Seefahrer-Tradition zurück. Bis heute haben die Häfen nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt und sind immer noch das Tor zur Welt für Lettland. Ganzjährig kann man von Deutschland aus mit der Fähre nach Lettland fahren. Das ist praktisch, wenn man vor Ort nicht auf das eigene Auto verzichten will. Von Rostock, Lübeck und Travemünde führen Verbindungen nach Ventspils. Außerdem gibt es eine Fähre von Lübeck nach Riga und von Travemünde nach Liepaja. Die Überfahrt dauert zwischen 20 und 32 Stunden und kann sich je nach Wetter auch deutlich verlängern. Die Fähren ins Baltikum sind übrigens oft lange im Voraus ausgebucht, man sollte also rechtzeitig seine Tickets reservieren!

Übrigens führt durch Lettland auch der weltberühmte „Europa-Radweg“. Das Land lässt sich dank der weitverzweigten verkehrsarmen Landstraßen mit dem Fahrrad ideal erkunden! Man sollte sich allerdings darauf einstellen, das die Straßen und Wege in teilweise übelstem Zustand sind und manchmal plötzlich im Nichts enden. Eine Radtour in Lettland ist also immer auch mit ein wenig Abenteuer verbunden.

Suche