Liepaja ist eine alte Hafenstadt und liegt knapp 200 Kilometer westlich von Riga an der Ostsee, in der Region Kurzeme. Steinsammler und Schmuckfreunde kennen den Namen aufgrund der langjährigen Bernsteintradition.

Liepaja ist die drittgrößte Stadt in Lettland und liegt an der berühmten Bernsteinstraße. Manifest dieser Tradition ist die große Sonnenuhr aus Bernstein in verschiedenen Farben in der Innenstadt. Am Ostseestrand findet man heute noch nach stürmischen Nächten am nächsten Morgen schöne Steine!

Die Dreifaltigkeitskirche zählt zu den ganz großen Kulturgütern der Stadt. Der Innenraum ist vergoldet und präsentiert sich im schönsten Rokokostil. Die ehemals größte Orgel der Welt umfasst vier Manuale, 131 Register und arbeitet mit 7.000 Pfeifen!

Ansonsten scheint die Stadt nicht so recht zu wissen, wie sie sich entwickeln möchte. Alles scheint in Veränderung zu sein. Verfallender Sowjet-Charme neben schicken modernen Bars, barocke Häuser neben grauen Wohnquadern. Das Besatzungsmuseum wirkt sich auch nicht gerade förderlich auf die Urlaubsstimmung aus, es ist allerdings wirklich sehenswert. Die Ausstellung liefert einen geradezu beklemmend realistischen Einblick in die Zeit der Besatzung durch die Nationalsozialisten und die Sowjetische Armee. Dieses blutige Kapitel der Geschichte von Lettland wird in keinem anderen Land so authentisch und unzensiert geschildert.

Die Stimmung der Stadt Liepaja ist eigenartig, manche Reisende beschreiben sie gar als deprimierend. Und was passiert, wenn eine Stadt so viele emotionale Brennpunkte in sich trägt – und junge Einwohner mit musikalischem Talent?

Es entsteht ein Anziehungspunkt für gut gemachte, authentische Rockmusik. Was für westliche Jugendliche die Playstation ist, das ist hier die Gitarre. Computerlastige Dance- und Technomusik findet man kaum, hier wird gerockt. Die Stadt besitzt eine erstaunlich große, vielseitige und anspruchsvolle Nachwuchs-Szene, der musikalische Schwerpunkt liegt klar auf solider Rockmusik im Stil der 80er Jahre, auch der Grunge aus den 90ern sowie Einflüsse der britischen Musik aus den 60er Jahren inspirieren die jungen Musiker. Gesungen wird auf Lettisch, Russisch, manchmal Deutsch und Englisch. Der allgegenwärtige Konflikt zwischen Letten und Russen spielt hierbei überhaupt keine Rolle. Hauptsache, es ist laut. In jeder Straße gibt es Clubs, in denen Bands auftreten und kostenlos proben dürfen. Diese Clubs befinden sich manchmal auch in einer ehemaligen Sowjet-Soldatenunterkunft, einem Bordell oder einer alten Schule.

Auf einem großen Freigelände findet jedes Jahr im August das größte Rockfestival von Lettland statt, das „Liepajas Dzintars“. Der Titel bedeutet „Bernstein aus Liepaja“. Und dann gibt es das Rock-Café. Hier treten jeden Abend Bands aus ganz Lettland auf und sogar mancher internationale Künstler gibt hier inkognito manchmal ein Gastspiel!

Wer nach einer schlaflosen Konzertnacht am Strand entspannen oder Bernstein sammeln möchte, sollte das unbedingt tun, denn der Stadtstrand von Liepaja ist wirklich romantisch. Ansonsten gibt es nicht viel in der Stadt zu sehen, ein paar Boutiquen und Cafés, sowie einige Kunstgalerien, die regionale und europäische Künstler präsentieren und manchmal Schauplatz skurriler Parties sind…

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