Wie schon im Kapitel Folklore beschrieben, wird Velnias als ein Gegenspieler des Schöpfergottes beschrieben, der von ihm entweder geschaffen wurde oder, in älteren Überlieferungen, sein jüngerer Bruder ist. Was immer Gott schafft, will der Velnias ihm nachmachen, doch es misslingt ihm meist, sodass das Nützliche und das weniger Nützliche gleichzeitig in die Welt kommen.

Velnias ist in der Unterwelt zu Hause, in einem Berg oder unter Wasser. Andererseits erscheint er auch in der Luft, kann fliegen und wird dann mit dem Sturm identifiziert. Auch hat er eine enge Beziehung zu Steinen (in der Folklore sät er sie oder versetzt sie) und zu einigen Bäumen wie der Birke und der Fichte (zum Beispiel versteckt er sich vor Perkūnas unter einer Fichte). Baumstümpfe und ausgehöhlte Bäume haben einen Bezug zu ihm, so sitzt er manchmal auf einem Baumstumpf und ist durch das Wurzelwerk mit der Unterwelt verbunden. Auch hat er Verbindung zur Tierwelt, vor allem zu Pferden und Rindern. In manchem Sagen besitzt er Rinderherden oder reitet auf Pferden, auch heißt es, dass er Pferde und Ziegen geschaffen hat. Von den Wildtieren stehen ihm der Wolf, das Kaninchen und der Bär besonders nahe, und er kann in jede dieser Gestalten schlüpfen.

Velnias erscheint oft unter Frauen (bei Dorffesten tanzt er mit den Mädchen oder er heiratet eine gehängte Frau und tanzt mit ihr) und ist generell an Hochzeiten und Beerdigungen interessiert. Manchmal erscheint er, um die Seele eines Toten zu holen, doch erst unter dem christlichen Glauben wird er der Herr der Hölle (pekla), wo er über die Toten herrscht, die in Tiergestalt hier leben, um ihre Sünden abzubüßen, bevor sie ins Paradies aufsteigen können.

Im Allgemeinen ist der Teufel den Menschen nah, man kann ihm leicht begegnen oder ihn rufen, aber er kommt auch ohne Einladung, zum Beispiel, wenn Menschen ripka oder andere Glücksspiele spielen. Er bietet Bauern seine Dienste an, rodet beispielsweise Baumstümpfe auf einem Feld. Der Teufel ist musikalisch – in vielen Geschichten geht er einen Vertrag mit einem Geiger ein („Teufelsgeiger“), er spielt auch selbst Instrumente und tanzt gern. In vorchristlicher Zeit war er noch kein dämonischer Höllenwärter, sondern ein Symbol des dualistischen Prinzips, das alles, was entsteht, auch vergehen muss. Daher stand er auch für Fruchtbarkeit und Ernte und wurde als Vermittler zwischen der Welt der Lebenden und der Toten angesehen. In dieser Funktion war er der Gott derjenigen, die mit beiden Welten in Berührung kamen, wie Priestern und Zauberern. Laut N. Velius gehörten dazu nach altem Glauben auch Musiker, Dichter und andere Künstler, die durch ihre kreative Inspiration mit der Unterwelt verbunden und dadurch dem Musik liebenden Teufel nahe waren.

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