Wirtschaft, Politik und Kultur


Geschichte von Litauen – Start

Litauen im 13.–18. Jahrhundert
Wirtschaftlich-politische Entwicklung
Die Anfänge der multikulturellen Geschichte
Das kulturelle Leben

Litauen im 19. Jahrhundert
Der Verwaltungsapparat Litauens
Der Verwaltungsapparat von Litauen Teil II.
Der Widerstand
Die Geschichte der Zivilgesellschaft
Die Geschichte der Zivilgesellschaft Teil II.

Die Republik Litauen (1918–1940)
Wirtschaft, Politik und Kultur
Die nationalen Minderheiten in Litauen
Der Untergang der litauischen Republik

Krieg und Nachkriegszeit in Litauen
Wirtschaft und kulturelles Leben
Die Anpassung

Die Wiederherstellung der Republik Litauen

Man konnte Litauen zwischen den Kriegen für kurze Zeit als einen der rückständigsten Staaten im Mittel- und Osteuropa bezeichnen. Gemessen an seiner wirtschaftlichen Entwicklung war Litauen auf einem ähnlichen Niveau wie Bulgarien oder die östlichen Randgebiete von Polen. Die Nachbarn Lettland und Estland hatten mehr erreicht. Man darf allerdings die Tatsache nicht außer Acht lassen, dass die Ausgangsposition der Nachbarn viel günstiger war: von Russland konnte eine potentielle industrieelle Basis und ein gut ausgebautes Kommunikationsnetz übernommen werden, und die dominierende nationale deutsche Minderheit half, ein hohes Bildungs- und Lebensniveau zu erreichen. In Litauen fehlten diese Dinge. Der in nur 25 Jahren Unabhängigkeit – einer historisch gesehen kurzen Periode – erreichte Fortschritt war jedoch nicht weniger eindrucksvoll.
Die Nachkriegssituation in Litauen erforderte ein Wirtschaftsmodell, in welchem der wichtigste Wirtschaftszweig die Landwirtschaft war. Alle anderen Wirtschaftszweige sollten der Landwirtschaft nur assistieren. Im Vergleich zur Vorkriegszeit gab es in der Landwirtschaft eine echte Revolution: von der extensiven Wirtschaft ging man zur intensiven über, vom Getreideanbau wechselte man zur Viehzucht. Unmittelbar nach den Unabhängigkeitskämpfen begann man eine radikale Bodenreform.
In einem Land, dessen Bevölkerung Anfang des Jahrhunderts zu 75% Bauern waren, denen aber nur 25% des Bodens gehörten, war dies sehr aktuell. Der große Teil der Bauernhöfe wurde den freiwilligen Verteidigern der Heimat, den Landlosen und Kleinbauern zugeteilt. Dies erhöhte die Zahl der Besitzer von Eigentum sehr stark und stärkte so die politische und soziale Stabilität des Landes. Natürlich bestand auch das Risiko des Scheiterns von Neusiedlern und des Rückgangs der landwirtschaftlichen Produktion des Landes. Doch dies trat nicht ein – aufgrund der Beharrlichkeit der Neusiedler und aufgrund der günstigen Konjunktur, die hohe Preise für Landwirtschaftsprodukte auf dem Binnen- und Weltmarkt ermöglichte. Die Bodenreform schenkte Tausenden von ehemaligen Kleinpächtern und landlosen Bauern ein Stück Land und machte sie zu Landbesitzern. So wurde die Mittelschicht gestärkt – ein Gegengewicht zur Radikalität des Proletariats.
Litauen musste seine Industrie auf neuer Grundlage nahezu vollständig neu begründen. Vor dem Krieg existierten günstige Bedingungen für die Gründung großer Unternehmen, die für den großen russischen Markt produzierten; das Kapital für die Industrieentwicklung kam aus dem Westen-, meist aus Deutschland. Doch nach dem Krieg fand das Kapital sehr schwer den Weg in das politisch und ökonomisch instabile Osteuropa. Mehr noch, Vilnius – vor dem Krieg ein industrielles Zentrum – befand sich nun ausserhalb der Grenzen Litauens. Natürlich wurde dieser Verlust wirtschaftlich durch die Angliederung des Memellandes kompensiert. Diese ehemalige deutsche Provinz wurde für das unterentwickelte Litauen der ökonomisch am meisten entwickelte Teil, der das große Litauen durch seine soziale Sphäre und sein materielles Entwicklungsniveau übertraf.
Der wichtigste Industriezweig des Landes, der fast die Hälfte der gesamten Produktion ausmachte, war die Lebensmittelproduktion, meist in Form von Fleisch-, Molkerei- und Zucker-Produkten. Bei ständig zunehmendem Export landwirtschaftlicher Güter wurden große und technisch gut ausgerüstete Fabriken in allen größeren Städten gebaut. Mit der Zeit konnte die litauische Industrie das Land mit fast allen Industriegütern versorgen. Luxus¬güter, moderne Maschinen, komplizierte Technik wurden importiert. Der Aufruf „Konsumieren Sie nur die Produkte des Heimatlandes“ war nicht nur ein Werbespruch, sondern ein sehr wirksamer Appell an die Gesellschaft. Besonders in der Zeit zwischen den Kriegen wurde viel auf den Gebieten der Bildung und Kultur erreicht. Der eindrucksvollste Erfolg war jedoch die vollständige Abschaffung des Analphabetismus. Im Jahre 1923 waren noch ein Drittel der Einwohner Analphabeten und am Ende der Unabhängigkeitsperiode nur noch 6%. Dies wurde durch Ausweitung des Schulnetzes erreicht und durch Einführung der Grundschulpflicht im Jahre 1930. Sogar die Armee half mit, dieses Ziel zu erreichen. Viele junge Männer lernten in der Armee lesen und schreiben. Das kulturelle Leben war sehr dynamisch, voller Suche und Experimente. Das Wichtigste war, dass das tägliche Leben sehr unabhängig von allen Regierungsveränderungen verlief. Sogar in den Jahren des autoritären Regimes, als das politische Leben und demokratischen Freiheiten drastisch eingeschränkt waren, die politische Zensur existierte und es überhaupt genug unnötige Einschränkungen gab, klagte ein Künstler oder Schriftsteller selten über die Einschränkung seiner künstlerischen Schaffensfreiheit. Keine Macht schrieb ihm Inhalte und Art und Weise seines Schaffensprozesses vor.
Natürlich versuchte Litauen die weiterentwickelten Nachbarn einzuholen, aber das wichtigste waren die Bestrebungen zur Integration in die westliche Zivilisation als vollwertiges Mitglied. Natürlich konnten sich nicht alle Bürger vorstellen, welch große Anstrengungen und welch qualitative Veränderungen auf allen Gebieten notwendig waren. Der Klassiker der litauischen Literatur Juozas Tumas Vaižgantas hat einmal ziemlich naiv behauptet, dass der Litauer nur eine harte Schale hat, im Inneren jedoch ein Idealeuropäer ist. Andererseits war aber auch ihm klar, das diese Schale nicht von selbst verschwindet.
Der Sieg der Demokratie, mit dem der erste Weltkrieg endete, war jedoch weder endgültig noch stark. Bald ereilte die parlamentarische Demokratie, die auf den liberalen, politischen und wirtschaftlichen Ideen des 19. Jh. begründet war, eine große Krise. Litauen bestand als eines der ersten Länder diese Probe nicht – Ende 1926 wechselte man nach einem Militärputsch von einem schwachen parlamentarischen zum autoritären System. Diesen Bruch beschleunigten ständig eskalierende politische Gegensätze, die fast zum Hauptcharakterzug der politischen Entwicklung in Litauen wurden. Einen hohen Anteil am Untergang „der Seimokratie“ (Parlamentsherrschaft) hatte die Armee, die eine aktive Rolle im Leben des Landes spielte. Man muss sagen, dass Litauen nicht unter den glücklichen Staaten zu finden ist, deren Armee ihre Verantwortung erkannte.
Wenn es Litauen vom Schicksal auch nicht beschieden war, die Periode der „harten“ Macht zu vermeiden, dann gelang es zumindest, dass die Herrschaft des autoritären Systems in die Hände von Antanas Smetona fiel. Sein Regime verdient, wie auch jedes andere Polizeiregime, natürlich keine Sympathien, und die Anhänger der parlamentarischen Demokratie hatten jeden Grund, es zu hassen. Man darf es aber nicht unerwähnt lassen , dass A. Smetona dem Land Litauen noch größere Katastrophen ersparte, indem er die Attacken der radikalen Nationalisten und der Anhänger einer faschistischen Diktatur abwehrte.

Die Republik Litauen (1918–1940)


Geschichte von Litauen – Start

Litauen im 13.–18. Jahrhundert
Wirtschaftlich-politische Entwicklung
Die Anfänge der multikulturellen Geschichte
Das kulturelle Leben

Litauen im 19. Jahrhundert
Der Verwaltungsapparat Litauens
Der Verwaltungsapparat von Litauen Teil II.
Der Widerstand
Die Geschichte der Zivilgesellschaft
Die Geschichte der Zivilgesellschaft Teil II.

Die Republik Litauen (1918–1940)
Wirtschaft, Politik und Kultur
Die nationalen Minderheiten in Litauen
Der Untergang der litauischen Republik

Krieg und Nachkriegszeit in Litauen
Wirtschaft und kulturelles Leben
Die Anpassung

Die Wiederherstellung der Republik Litauen

„Wir, Litauen, stehen wie Erbsen am Wege, die wie die Bauern sagen, jeder der vorbeigeht gerne pflücken und kosten möchte“ – so schilderte der litauische Staatspräsident Antanas Smetona die geopolitische Lage seines Landes in einer Rede aus dem Jahr 1934. Zwar unterstrich er, dass keine Zweifel bestehen sollten wegen „einer guten Perspektive des Landes“, doch nur der pessimistische Teil seiner Rede ging in Erfüllung. Leider zeichnete sich das Europa in der Periode zwischen den Kriegen nicht durch Weitsichtigkeit und guten Willen aus. Die neugegründeten Staaten in Mittel- und Osteuropa erlitten viele tragische Schicksalsschläge. Litauen verdankt seine Unabhängigkeit dem Zusammentreffen verschiedener Faktoren. Der erste Weltkrieg endete mit der Auflösung des russischen und des deutschen Imperien und mit dem Sieg von Demokratie und Selbstbestimmungsrecht der Nationen. Am 16. Februar 1918 wurde die Deklaration zur Wiederherstellung der litauischen Unabhängigkeit verabschiedet.
Die damalige politische Elite Litauens hatte die Illusion, dass Litauen bei der Wiederherstellung der Staatlichkeit sich stark von den ebenfalls ihre Unabhängigkeit erklärenden Nachbarn (Lettland und Estland) unterscheiden würde, da diese ja keine eigene staatliche Tradition in der Geschichte besaßen. Darum hoffte man, die Probleme der Staatsgrenzen, der internationalen Anerkennung und der Sicherheit ohne große Mühe lösen zu können, man dachte sogar, die Bildung einer eigenen Armee wäre nicht notwendig. Besonders viel erwartete man von der Friedenskonferenz und dem gerade entstehenden Völkerbund. Doch alles gestaltete sich sehr dramatisch. Zunächst musste die Invasion der sowjetrussischen Truppen abgewehrt werden, die unter dem Vorwand der Bildung einer alternativen kommunistischen Regierung und der Staatsgründung eines litauischen Sowjetstaates stattfand. Anschließend wurde Litauen von unter Führung Bermond-Awaloffs stehenden Freiwilligen-Truppen angegriffen.
Als ob dies nicht genug wäre, entwickelten sich die Beziehungen zu Polen ungünstig. Polen strebte den Wiederaufbau des Staates in den Grenzen des 18. Jh. an, versuchte also die alte Union zwischen Polen und Litauen wiederherzustellen. Für die Litauer, die ihre nationale Unabhängigkeit anstrebten, schien dies unannehmbar, und zwischen den beiden Nationen entbrannte schließlich ein militärischer Konflikt. Litauen verteidigte sein Recht auf einen unabhängigen Staat, doch ein großer Teil des beanspruchten Territoriums und die historische Hauptstadt Vilnius, fielen Polen zu.
Wie schön und gerecht schien da das Prinzip des Selbstbestimmungsrechts der Völker – doch welche Komplikationen und Kriegsherde verursachte seine Umsetzung in Mittel- und Osteuropa, wo es weder natürliche Grenzen noch eine klare ethnische Abgrenzung gab! Es tauchten historische, wirtschaftliche und strategische Argumente auf, doch fast alle Völker lebten mit unterschiedlichem Verständnis ihrer Geschichte, so dass es schließlich doch unmöglich wurde, die Grenzen ganz korrekt zu ziehen. Litauen fand sich unter den am meisten benachteiligten Ländern wieder.
Das historisch – ethnographische Kriterium, woraus Litauen seinen Anspruch auf das Polen zugeteilte Territorium ableitete, ist nur ein mögliches Kriterium zum Bestimmen der Grenzen, aber nicht das einzige und im Streitfall nicht das wichtigste. Die geopolitische Situation dieser Zeit erforderte eigentlich ein Bündnis zwischen Polen und Litauen, das zu einem stärkenden und stabilisierenden Element für ganz Mitteleuropa hätte werden können. Es ist zu bedauern, dass die auf beiden Seiten entbrannten politischen Ambitionen den Weg dahin versperrten.
1923 entschied sich Litauen zum mutigsten Schritt seiner Unabhängigkeitsperiode: das Memelland wurde angegliedert, das nach dem Frieden von Versaille von Deutschland abgetrennt und dem Mandat der Ententemächte bis zur Lösung des Problems der internationalen Anerkennung von Litauen unterstellt wurde. Nach anderthalb Jahren endete der diplomatische Kampf mit einem „Sieg mit Verlusten“. Die Souverenität Litauens im Memelland wurde eingeschränkt, indem man dem Land eine große Autonomie gewährte. Litauen ist aber letztendlich ein Land am Meer. Damit hatte die Angliederung von Klaipeda (Memel) sowie das nicht gelöste Problem des Vilnius- Gebietes negative Folgen. Die ungelösten territoriellen Fragen verkomplizierten die internationale Lage Litauens immens.

Geschichte der litauischen Präsidenten

Präsident Litauen: Die Präsidenten der Republik Litauen:

  • Antanas Smetona, 04.04.1919 bis 19.06.1920
  • Aleksandras Stulginskis, 21.12.1922 bis 07.06.1926
  • Kazys Grinius, 07.06.1926 bis 19.12.1926
  • Antanas Smetona, 19.12.1926 bis 15.06.1940
  • Algirdas Mykolas Brazauskas, 25.02.1993 bis 25.02.1998
  • Valdas Adamkus, 26.02.1998 bis 25.02.2003
  • Rolandas Paksas, 26.02.2003 bis 06.04.2004 (wurde vom Amt enthoben)
  • Artūras Paulauskas, 06.04.2004 bis 12.07.2004 (kommissarisch)
  • Valdas Adamkus, 12.07.2004 bis 12.07.2009
  • Dalia Grybauskaitė, 12.07.2009 bis 26.05.2019
  • Gitanas Nausėda, 26.05.2019 bis gegenwärtig

Am 16. Februar 1918 hat der Litauische Rat die Unabhängigkeit von Litauen erklärt. Später hat sich der Litauische Rat als Staatsrat genannt und seit dem Ende 1918 begann der Staatsrat das unabhängige Litauen zu regieren. Am 4. April 1919 schuf der Staatsrat das Amt des Präsidenten und wählte daraufhin Antanas Smetona zum ersten Staatsoberhaupt der Republik Litauen.
Am 15. Mai 1920 erklärte der Konstituierende Seimas Litauen zum demokratischen Staat. Am 10. Juni 1920 wurde die provisorische Verfassung der Republik Litauen verabschiedet, in der verankert war, dass der Seimas den Staatspräsidenten wählt. Bis zur Wahl des Präsidenten bekleidete der Vorsitzende des Seimas Aleksandras Stulginskis provisorisch das Amt des Staatspräsidenten.

Am 1. August 1922 wurden die Verfassung der Republik Litauen verabschiedet und die ersten Parlamentswahlen angeordnet. Am 13. November desselben Jahres wählte das erste Seimas Aleksandras Stulginskis zum Präsidenten.
1923 fanden die zweiten Parlamentswahlen statt. Der zweite Seimas wählte Aleksandras Stulginskis zum zweiten Mal zum Staatspräsidenten.
Am 7. Juni 1926 wählte der Dritte Seimas Kazys Grinius zum Staatsoberhaupt. Die Mehrheit im Dritten Seimas bildeten linksorientierte politische Kräfte – Bürgerliche Bauernpartei und Sozialdemokraten. Die Regierung führte liberale Reformen durch: die Zäsur wurde abgeschafft, es wurde vorgeschlagen die Gehälter für Priester zu senken, das Gesetz über die Amnestie verabschiedet und die Millitärreform vorgenommen. Eben diese Millitärreform stieß auf Unzufriedenheit der Wehrbediensteten. Deren Unzufriedenheit wurde durch Christliche und konservative politische Kräfte genutzt um den amtierenden Präsidenten abzusetzen. Am 17. Dezember 1926 trat Kazys Grinius zurück und zwei Tage darauf wurde Antanas Smetona zum zweiten Mal zum Staatspräsidenten gewählt.

In Litauen wurde das autoritäre Regime eingeführt. Antanas Smetona amtierte 14 Jahre lang als Staatsoberhaupt.

1940 nach der Okkupation Litauens durch die Sowjetunion wurde das Amt des Präsidenten abgeschafft.

Nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit, wurde am 25. Oktober 1992 zusammen mit den Parlamentswahlen im Referendum die Verfassung der Republik Litauen verabschiedet. Durch die Verfassung wurde das Amt des Präsidenten wieder hergestellt.

In den Wahlen 1992 ging die Demokratische Arbeitspartei unter Führung von Algirdas Brazauskas als Wahlsieger hervor. Der Vorsitzende der Partei wurde somit zum Parlamentspräsidenten und bekleidete provisorisch, bis zu Präsidentschaftswahlen, das Amt des Staatsoberhauptes.

Am 25. Januar 1993 fand der erste Präsidentschaftswahlkampf in der Geschichte Litauens, der bis zum 14. Februar dauerte, statt. Die Wahlbeteiligung bei den Präsidentschaftswahlen war enorm, über 2 Millionen Bürger gaben ihre Stimmen für die Kandidaten ab, 60,03 % der Stimmen sammelte Algirdas Brazauskas auf sich.

Zu Ende seiner Amtszeit verkündete der Staatspräsident Brazauskas, dass er zur zweiten Legislaturperiode nicht mehr kandidiert. In den allgemeinen, freien Wahlen wurde am 5. Januar 1998 Valdas Adamkus zum fünften Staatspräsidenten Litauens gewählt. Seine Amtszeit begann am 26. Februar 1998.

2002 kandidierte Valdas Adamkus zum zweiten Mal bei den Präsidentschaftswahlen, musste aber in der zweiten Wahlrunde eine Niederlage hinnehmen. Als Wahlsieger ging sein Gegner Rolandas Paksas aus der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen hervor und wurde am 26. Februar 2003 vereidigt.

2004 wurde der Staatspräsiden Rolandas Paksas im Rahmen des Amtsenthebungsverfahrens des Präsidentenamtes enthoben. Kommissarisch übte der damalige Parlamentspräsident Artūras Paulauskas das Amt des Staatsoberhauptes aus, bis zur Neuwahl des Präsidenten.

Am 27. Juni 2004 wählten die litauischen Bürger Valdas Adamkus zum zweiten Mal zum Staatspräsidenten.

Am 17. Mai 2009 wählten die litauischen Bürger mit der parteilosen Dalia Grybauskaitė zum ersten Mal eine Frau in das höchste Amt. Sie erreichte mit 68,17 Prozent gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen. Grybauskaitė hatte sich erst, nach den zum Teil gewaltsamen Protesten gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung, im Januar 2009 zur Kandidatur entschlossen.

Am 26. Mai 2019 entschied sich die Stichwahl zur Wahl des litauischen Präsidenten zugunsten des parteilosen Gitanas Nauseda, der zuvor als Ökonom und Professor an der Universität in Vilnius arbeitete. Nauseda wurde im zweiten Wahlgang mit 66,62 % der Stimmen mehrheitlich in seinem neuen Amt bestätigt. Gitanas Nauseda spricht neben seiner Muttersprache Litauisch und Russisch, Englisch und Deutsch.

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Quellenangabe

Geschichte des Seimas

Am 16. Februar 1918 unterzeichnete der Litauische Rat in Vilnius die erste Unabhängigkeitserklärung, in der er den Wiederaufbau des unabhängigen Litauischen Staates mit demokratischer Staatsordnung erklärte und das Parlament zur Aufnahme der internationalen Beziehungen mit anderen Staaten beauftragt hat.

Am 16. April 1920 wurde der Konstituierende Seimas in direkten Wahlen gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug über 90 Prozent. Am 15. Mai 1920 verabschiedete der Konstituierende Seimas in Kaunas die Erklärung “Über den Wiederaufbau des unabhängigen Litauischen Staates”. Der 15. Mai wird als Tag des Konstituierenden Seimas gefeiert. Am 1. August 1922 verabschiedete der Konstituierende Seimas die Verfassung der Republik Litauen. Am 11. Oktober 1922 wurde der erste Seimas gewählt. Am 13. Mai 1923 wurde der zweite Seimas gewählt.

Am 10. Mai 1926 wurde der dritte Seimas gewählt. Nach dem Staatsstreich vom 17. Dezember 1926 wurde der dritte Seimas im April 1927 aufgelöst. In Litauen wurde ein autoritäres Regime unter Führung von Präsidenten Antanas Smetona (1926 – 1940) etabliert. Am 10. Juni 1936 wurde der vierte Seimas gewählt. Im Juni 1940 wurde Litauen von der Sowjetunion okkupiert.

Im Juni 1988 wurde in Vilnius die litauische Bewegung für die Umgestaltung “Sąjūdis” gegründet. Am 24. Februar 1990 wurde der Oberste Rat – der Restituierende Seimas gewählt. Diese Wahlen waren die ersten freien Wahlen und endeten mit einem überzeugenden Sieg der Sąjūdis-Kandidaten. Am 11. März 1990 verabschiedete der Oberste Rat – der Restituierende Seimas – die Erklärung “Über den Wiederaufbau des Litauischen Staates”, die ein Ende der Besatzung und den Anfang der neuen Ära des Staates bedeutete.

Nachdem die Erklärung vom 11. März 1990 über die Wiederherstellung des unabhängigen Litauischen Staates offiziell angekündigt worden war, verhängte die Sowjetunion politische, wirtschaftliche und soziale Sanktionen über Litauen. Am 13. Januar 1991 (Blutsonntag von Vilnius) kam es zur Auseinandersetzungen zwischen den litauischen Bürgern und der Sowjetarmee. Die Sowjetarmee besetzte die Gebäude des staatlichen Funk- und Fernsehens in Vilnius. Bei den Auseinandersetzungen wurden 14 Menschen getötet und etwa 600 verletzt.

Im Jahre 1992 wurde der sechste Seimas gewählt. Über die Mehrheit der Mandate verfügte die Demokratische Arbeitspartei (die ehemalige selbständige Kommunistische Partei). Am 31. August 1993 verließ die sowjetische Besatzungsarmee das Territorium der Republik Litauen. Am 20. Oktober 1996 wurde der siebte Seimas gewählt. Die Vaterlandsunion (Konservative Litauens) und die Christlich Demokratische Partei stellten die stärkste Fraktion im Seimas dar.

Am 8. Oktober 2000 wurde der achte Seimas gewählt. Die Sozialdemokratische Partei Litauens und die Neue Union (Sozialliberalen) stellten die politische Mehrheit dar.

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Quellenangabe

Das politsche Geschehen in Litauen in der Zwischenkriegszeit

Die eigentliche staatliche Entwicklung in Litauen setzte im November 1918 mit der Bildung einer Regierung ein. Im Frühling 1919 waren im Prinzip alle Regierungs- und Verwaltungseinrichtungen gebildet, die kommunale Selbstverwaltung nahm ihre Arbeit auf. Am 4. April 1919 wurde Antanas Smetona zum ersten Staatspräsidenten gewählt.

Die Jahre 1919 bis 1920 waren die Zeit des Kampfes um die litauische Unabhängigkeit. Die sowjetrussischen Bolschewiki erkannten den litauischen Anspruch auf einen unabhängigen Staat nicht an. Sie drangen nach Litauen vor und besetzten Vilnius. Von Litauen gebeten, halfen deutsche Soldaten die bolschewistischen Truppen zu stoppen. Bis August 1919 waren die Bolschewiki aus Litauen herausgedrängt. Durch kriegerische Auseinandersetzungen mit Polen verlor Litauen den östlichen Teil des Territoriums und die Hauptstadt Vilnius. Kaunas wurde zur provisorischen Hauptstadt des Landes. Abgesehen von den schmerzhaften territorialen Verlusten konnte Litauen seine Unabhängigkeit bewahren.

Die Siegermächte des 1. Weltkrieges betrachteten Litauen als Teil der früheren deutschen Einflusszone und zögerten mit der Anerkennung Litauens als eines unabhängigen Staates. Erst nach der Schließung des Friedensvertrages mir Sowjetrussland und nach der erfolgreichen Beendigung der Unabhängigkeitskämpfe wurde Litauen durch andere Staaten der Welt anerkannt. Bis 1922 nahmen dementsprechend die Staaten der Welt diplomatische Beziehungen mit Litauen auf.
Die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Grundlagen des Staatslebens legte zwischen 1920 und 1922 der Konstituierende Seimas fest. Er verabschiedete eine demokratische Verfassung mit garantierten Bürger- und Freiheitsrechten. Das Gesetz über die Bodenreform schuf einen stärkeren Bauernstand und die Grundlage dafür, dass Litauen sich zu einem modernen Agrarstaat entwickelte. Das Gesetz zur Einführung des Litas als nationale Währung und eine gut durchdachte Finanzpolitik machte den Litas zu einer der stabilsten Währungen in Europa während der gesamten Zwischenkriegszeit.

1923 nutzte die Regierung eine günstige internationale Lage, um Klaipeda und die umliegenden Gebiete dem eigenen Territorium anzuschließen. Gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages stand das Gebiet unter französischer Verwaltung. Es gab einen Aufstand, der zur Anschließung des Gebietes an Litauen verhalf. Von 1923 bis 1939 gehörte Klaipėda und das umgebende Gebiet Litauen an.

Als bei den Parlamentswahlen 1926 linksorientierte Kräfte die Mehrheit errangen, löste dies die Unzufriedenheit rechter politischer Kräfte aus. Die kritischste Position gegenüber der linken Regierung nahm die Litauische Nationale Union ein. Unterstützt wurde sie von einem Teil der Offiziere, auf deren Initiative am 17. Dezember 1926 ein Umsturz organisiert wurde. Das Parlament wurde aufgelöst, neue demokratische Parlamentswahlen wurden nicht mehr durchgeführt. So endete die demokratische Phase Litauens, ein autoritäres Regime mit Antanas Smetona an der Spitze übernahm die Macht (und hatte das Präsidentenamt bis zur Sowjetischen Okkupation 1940 inne).

Bis 1938 unterhielt Litauen wegen der Annektion von Vilnius keine diplomatischen Beziehungen zu Polen. 1938 nutzte Polen einen Grenzzwischenfall, um Litauen ultimativ zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen, zur Öffnung der Grenze für den Transport zu zwingen. Außerdem sollte Litauen endgültig alle Ansprüche auf Vilnius und die umgebenden Gebiete fallen lassen. Um das Ultimatum zu verstärken, zog Polen an der Grenze Truppen zusammen und drohte das „Problem Litauen“ mit Gewalt zu lösen. Litauen blieb nichts anderes übrig, als das Ultimatum zu akzeptieren und diplomatische Beziehungen zu Polen aufzunehmen. In der neuen Verfassung vom 1938 wurde Vilnius als Hauptstadt von Litauen festgeschrieben.

Auch das Verhältnis zu Deutschland verschlechterte sich. Im März 1939 forderte Deutschland die Rückgabe von Klaipeda und der umliegenden Territorien und drohte mit dem Einsatz von Waffengewalt. Auch in diesem Fall beugte sich Litauen dem Ultimatum und übergab das Gebiet.

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Quellenangabe

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