Geschichte von Litauen – Start

Litauen im 13.–18. Jahrhundert
Wirtschaftlich-politische Entwicklung
Die Anfänge der multikulturellen Geschichte
Das kulturelle Leben

Litauen im 19. Jahrhundert
Der Verwaltungsapparat Litauens
Der Verwaltungsapparat von Litauen Teil II.
Der Widerstand
Die Geschichte der Zivilgesellschaft
Die Geschichte der Zivilgesellschaft Teil II.

Die Republik Litauen (1918–1940)
Wirtschaft, Politik und Kultur
Die nationalen Minderheiten in Litauen
Der Untergang der litauischen Republik

Krieg und Nachkriegszeit in Litauen
Wirtschaft und kulturelles Leben
Die Anpassung

Die Wiederherstellung der Republik Litauen

Litauen zog sich an der südöstlichen Ostseeküste hin, nordöstlich des Flusses Nemunas (Memel), an der Wasserscheide von Nevežis und Neris. Im 13. Jh. beschrieb der Bischof von Magdeburg Bartholomäus „Lectonien“ als:
ein Land, dessen Bewohner stark und tapfer sind, kriegerisch und furchteinflößend … dieser Boden ist fruchtbar, obwohl voller Sümpfe, stark bewaldet, rühmt sich mit seinen Flüssen, Tieren … Wehe dem, der es versucht, dieses Königreich im Sommer zu erobern; am besten ist es, es im Winter zu überfallen, wenn die Gewässer und Flüsse gefroren sind.
Die erwähnten Angriffe wurden vom Deutschen Orden schließlich auch ausgeführt, doch kriegerisch waren nicht nur die Rittermönche. Die Folge vieler litauischer Kriegszüge ins Gebiet der Rus war, dass im Jahre 1398 das Großfürstentum Litauen seine Grenze im Süden an der Krim hatte, im Osten reichten seine Grenzgebiete ungefähr bis 100 km vor Moskau. Deshalb war das Großfürstentum Litauen der Fläche nach vielleicht sogar der größte europäische Staat in Mittel- und Osteuropa. Die durch die litauischen Großfürsten unterworfenen Slawen blieben ein wichtiger Teil des Großfürstentums bis zur letzten Teilung, die 1795 von den „aufgeklärten“ Despoten von Österreich, Preußen und Russland vollzogen wurde.
Die Litauer sind ein indoeuropäisches, baltisches, aber kein slawisches Volk. Ihre Sprache, am engsten verwandt mit Lettisch und ausgestorbenen altpreußischen Sprachen, enthält noch ältere grammatische Formen und einen älteren Wortschatz als andere indoeuropäische Sprachen. Deshalb fiel es Jonas Doglušas leicht, die Litauer fälschlicherweise für Nachfahren der alten Römer zu halten und zu behaupten, sie würden einen griechisch-lateinischen Dialekt sprechen, der solche altertümlichen Worte enthält wie: Feuer – ugnis (lit.), ignis (lat.); Wasser – vanduo (lit.), unda (lat.); Mann – vyras (lit.), vir (lat.). Der heidnische Glaube erschien sogar den Humanisten als Hinterlassenschaft der antiken Welt.
Die breite litauische Gesellschaft, die aus freien und unfreien Bauern bestand, wurde von den großfürstlichen Familien regiert, unter denen nach langen Kämpfen im 13. Jh. ein dominierendes Geschlecht hervortrat. Daraus entstammte der als Großfürst betitelte Herrscher des Volkes. Das damalige litauische Volk war ein Bündnis verschiedener baltischer Stämme. Die wichtigsten territorialen Einheiten waren Aukštaitija (Oberlitauen, im Süden und Osten des Flusses Memel (lit. Nemunas)) und Žemaitija (Niederlitauen, nördliche und westliche Gebiete im Mündungsgebiet der Memel). Dank der Expansion nach Rus und der offenen Politik in Hinblick auf mittel- und osteuropäische Migranten war das Großfürstentum Litauen-Polen ein typischer mitteleuropäischer Staat, in dem viele ethnische Gruppen lebten, unter denen sich der litauische Adel am stärksten auszeichnete.

Suche